Bünyamin E.: Vom braven Abendschüler zum radikalen Terroristen?
Generalbundesanwaltschaft ermittelt im Fall Bünyamin E. aus Vohwinkel.
Wuppertal. Erst hat die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ermittelt, jetzt ist die Generalbundesanwaltschaft am Zug. Es geht um den in Wuppertal aufgewachsenen Deutschtürken Bünyamin E. Der 20-Jährige soll beim Angriff einer US-Drohne auf ein mutmaßliches Terror-Camp im pakistanischen Mir Ali Anfang Oktober ums Leben gekommen sein. So soll es der drei Jahre ältere Bruder vor wenigen Tagen der Familie in Vohwinkel aus Pakistan übermittelt haben. Freunde schalteten entsprechende Todesanzeigen.
Noch sind die Fakten zu dem Fall rar: Das Auswärtige Amt kann den Tod des jungen Deutschtürken nach wie vor nicht bestätigen. Man habe Anfragen in Washington und Islamabad gestellt. Bislang ohne Ergebnis, hieß es gestern. Jetzt prüft die Generalbundesanwaltschaft den brisanten Fall. Doch in welche Richtung die Ermittlungen gehen, ist offen. Warum wurde gegen Bünyamin E. ermittelt? Noch gibt es dazu keinen offiziellen Kommentar. Inoffiziell klingt das anders: Dass der Bruder aus Pakistan die Todesnachricht nach Wuppertal übermittelt habe, lasse auf entsprechende Kontakte schließen, sagt ein Ermittler, der nicht genannt werden will. Welcher Sohn behauptet gegenüber der Familie, dass der Bruder tot ist, wenn das nicht stimmt?
Fakt ist: Bünyamin E. ist nie auffällig geworden. Bis zum Jahr 2006 besuchte er die Hauptschule in Vohwinkel. Ein ehemaliger Schulleiter erinnert sich an den etwas ungewöhnlichen Vornamen, ansonsten sei der Schüler nie negativ aufgefallen. Offenbar hatte der jugendliche E.Pläne: Mit seinem Hauptschulabschluss in der Tasche schrieb er sich 2007 an der Abendrealschule am Hohenstein ein. Bis 2009 soll er dort gelernt haben. Zuletzt hat er in Vohwinkel gewohnt - nah bei den Eltern. Ein junger Mann auf dem Weg in die Selbständigkeit?
Wie berichtet, hat Bünyamin E. seit seinem 14.Lebensjahr in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Velbert-Langenberg gearbeitet. Der Chef dort bezeichnet ihn als "zuverlässig, still, schüchtern". Er kann sich die Wandlung vom braven Abendschüler zum radikalen Terroristen weder vorstellen noch erklären. Im Dezember 2008 sei Bünyamin das letzte Mal auf dem Hof gewesen. Der Landwirt hat über "ein paar Ecken" von der Familie erfahren, dass sein junger Helfer vor mehreren Wochen nach Pakistan gereist sein soll. Möglicherweise wussten die Ermittlungsbehörden davon.
Angeblich ist der ältere Bruder noch immer dort, vielleicht bei einem religiösen Schwager. Auch dafür gibt es seitens der Behörden noch keine Bestätigung. Nur, dass der ältere Bruder mal im Gefängnis saß - aber nicht wegen politisch oder religiös motivierter Straftaten. Der Chef des Bauernhofes in Langenberg gab auch dem 23-Jährigen Arbeit. Doch der junge Mann habe sich aggressiv gegenüber anderen Mitarbeitern geäußert und musste gehen. Die Ermittlungen der Generalbundesanwaltschaft dauern an.