Jetzt wird es langsam Zeit
Wenn jemand „zeitnah“ das Erledigen einer Aufgabe oder eines Problems ankündigt, dann ist das im Grunde so viel Wert, wie wenn Uli Hoeneß dem aktuellen Trainer des FC Bayern München sein Vertrauen ausspricht.
Nur mit dem Unterschied, dass im Falle des FC Bayern klar ist, dass der Trainer bald seinen Hut nehmen muss. Wenn sonst von „zeitnah“ die Rede ist, bedeutet das gar nichts. Wer „zeitnah“ sagt, der hat überhaupt keine Ahnung, wann er liefern kann, was er versprochen hat. Stattdessen hofft er hilflos, dass es nicht mehr lange dauern möge.
Insofern ist der Hinweis der Wuppertaler Stadtwerke (WSW) darauf, dass das Neigungsproblem der neuen Schwebebahnwagen zeitnah gelöst werden solle, nichts wert. Die WSW sind auf Vossloh Kiepe angewiesen, den Düsseldorfer Hersteller der Wagen. Und Vossloh Kiepe scheint auf einen Geistesblitz angewiesen zu sein, der bisher leider noch nicht gezündet hat.
Die Folge davon ist, dass die Stadtwerke auch auf der Zielgeraden des Jahres 20 seit Beginn der Umbauarbeiten keinen Zeitpunkt nennen können, an dem die Schwebebahn endlich wirklich fertig ist. Das ist auf der einen Seite schlicht ärgerlich, weil diesem langen Zeitraum eine Summe Geldes gegenübersteht, die sich fast niemand optisch vorstellen kann: Mehr als 620 Millionen Euro haben Bund, Land, Stadt und Stadtwerke in die Modernisierung des Verkehrsmittels investiert. Dabei schlägt allein jeder der 31 neuen Wagen mit gut vier Millionen Euro zu Buche.
Auf der anderen Seite sind die himmelblauen Schwebebahnen bis unters Dach mit Computertechnik vollgestopft. Da ist es kein Wunder, dass vielleicht nicht alles auf Anhieb funktioniert. Doch während Lüftungen, die nicht funktionieren, und Türen, die sich nicht öffnen, Schwächen waren, die verhältnismäßig schnell behoben wurden, ist das Neigungsproblem in Kurven beständig. Da scheint die Frage schon berechtigt zu sein, was die Konstrukteure bei Vossloh Kiepe von Beruf sind.
Denn die Folgen der offenkundigen Fehlplanung sind immens. Die Schwebebahn ist ohne jeden Zweifel weltweit das nützlichste Wahrzeichen einer Stadt. Sie ist ein wichtiges Verkehrsmittel in Wuppertal, neben dem Auto sicher das wichtigste. Und es hat einen Sinn, dass die WSW daran interessiert sind, die Bahn schneller zu machen, damit sie in kürzeren Takten mehr Menschen von Vohwinkel nach Oberbarmen und zurück befördern kann. Das ist notwendig für den Fall, dass sich die Politiker und Verwalter Wuppertals vielleicht irgendwann einmal Gedanken darüber machen wollen, wie Individual- und öffentlicher Personennah-Verkehr so miteinander verwoben werden können, dass auch in der Innenstadt durch weniger Blechlawinen mehr Lebensqualität entsteht.
Doch in ihrem aktuellen Zustand kann die Schwebebahn trotz all der Umbau- und Modernisierungsmillionen dazu keinerlei Beitrag leisten. Bei maximal Tempo 30 ist an kürzere Taktzeiten und damit mehr Fahrgäste nicht zu denken. Das ist ernüchternd und ein Wermutstropfen in den Freudenkelch, den Wuppertal leerte, als die erste neue Bahn vom Vossloh-Standort Valencia an der Wupper ankam.
Deshalb sollten die Stadtwerke nun alles daran setzen, den schweren Mangel zu beheben und sich die Folgekosten im Sinne der ganzen Stadt von Vossloh Kiepe ersetzen zu lassen. Nicht zeitnah, sondern sofort. In Sachen Schwebebahn-Umbau wird es nun wirklich Zeit, dass er zu Ende geht.