Johnson Controls schließt - die kostenlose Mehrarbeit war zwecklos

320 Menschen sind betroffen. Sie leisten seit zehn Jahren unbezahlte Mehrarbeit, um den Standort zu erhalten.

Foto: Matthias Kehren

Wuppertal. Allen Hoffnungen, allen Versprechungen und aller unbezahlten Mehrarbeit zum Trotz: Johnson Controls schließt den Standort Wuppertal an der Konsumstraße. Entsprechenden Plänen hat der Aufsichtsrat am Mittwoch in Wuppertal zugestimmt.

Pressesprecherin Astrid Schafmeister mochte das am Mittwoch so zwar nicht bestätigen, weil erst die Mitarbeiter informiert werden sollen. Der Betriebsratsvorsitzende Sigurd Hauptig jedoch macht klar, dass der gestrigen Entscheidung zufolge Ende Juni 2016 in Wuppertal Schluss ist. Derzeit arbeiten noch gut 320 Menschen im Wuppertaler Werk.

Hauptig nennt es „moralisch und rechtlich fragwürdig“ sowie „zynisch“, dass solch ein Beschluss kommt, obwohl es eine Standortsicherungsvereinbarung bis Ende März 2015 gibt. Vor allem, wenn direkt ab April 2015 Entlassungen ausgesprochen und Spritzgussmaschinen in die Slowakei verlagert werden, die Immobilie sei zudem bereits seit Juli verkauft.

Torsten Lankau und Daniel Salewski von der IG Metall hatten schon im Vorfeld von „Wortbrüchigkeit“ gesprochen, weil Investitionen eigentlich in Aussicht gestellt worden waren, letztlich aber ausgeblieben sind: „Wir fühlen uns betrogen.“ Außerdem seien Aufträge anders als vorhergesagt teilweise doch nicht nach Wuppertal geholt, sondern ins Ausland verwiesen worden.

Hauptig, der keinen Hehl daraus macht, wie sehr die Situation „an die Nieren geht“, ist auch deshalb empört, weil die Mitarbeiter nach seinen Angaben bereits seit rund zehn Jahren unbezahlte Mehrarbeit leisten. Sie arbeiten in einer 37,75-Stunden-Woche statt in einer 35-Stunden-Woche: ihr Beitrag zur Standortsicherung.

Johnson Controls Interiors fertigt in Wuppertal Spritzgussteile für die Innenausstattung von Autos. Ein Problem: Nachdem Modelle ausgelaufen waren, gab es zumindest für Wuppertal keine Folgeaufträge für neue Modelle.