Generalmusikdirektorenstelle Jones-Nachfolgesuche verzögert sich
Finanzloch bei Bühnen/Orchester muss erst geschlossen werden.
Es war eine der letzten Nachrichten des vergangenen Jahres: Julia Jones wird ihren mit der Spielzeit 2020/21 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Die Stadt steht also wieder vor der schwierigen Aufgabe, eine künstlerische Leitungsfunktion bestmöglich neu zu besetzen. Doch die Suche nach einem Generalmusikdirektor (GMD) für das Sinfonieorchester Wuppertal kommt nicht so recht von der Stelle. Der Text der Stellenausschreibung liegt noch in der Schublade. Denn die Jones-Nachfolge hängt von der Schließung eines Finanzierungslochs ab.
Eigentlich wollte man schon weiter sein. Stattdessen wurden 750 000 Euro Verluste bei den Wuppertaler Bühnen entdeckt. Das Loch muss bis zur Mitte des Jahres geschlossen sein, dann ist das Eigenkapital weg. Bislang gibt es freilich wenig mehr als den im politischen Raum mit großer Mehrheit bekundeten Willen, alles dafür zu tun.
Am Donnerstag dieser Woche fand eine Aufsichtsratssitzung per Videokonferenz statt. Man kenne nun die Ursachen, die zur Malaise geführt haben, erklärt Kulturdezernent Matthias Nocke auf WZ-Anfrage. Nun sollen Maßnahmen dagegen ergriffen werden und werde der Kämmerer mit der Bezirksregierung klären, wie das finanzielle Loch geschlossen werden könne. Das könne in Coronaviruszeiten dauern, ebenso die noch nicht erfolgte Genehmigung des Haushalts. Und dabei spielen die Einnahmeverluste, die durch die aktuelle Schließung der Häuser entstehen, noch gar keine Rolle.
Die Finanzprobleme schaden aber auch dem Image und schwächen das Interesse potentieller Kandidaten/innen. „Wir brauchen eine positive Headline“, sagt der Kulturdezernent und, dass man auch so gezielt Leute ansprechen wolle.
Dabei hat die Stadt einiges zu bieten: Ein 88-köpfiges Orchester mit überregional gutem Ruf, dessen heimischer Konzertsaal in der Historischen Stadthalle geprüfte und gerühmte Akustik-Qualität besitzt. Ein GMD müsste eine Persönlichkeit sein, die die üblichen Kompetenzen Führungsqualitäten, Teamfähigkeit und hohe soziale Kompetenz besitzt, natürlich beste musikalische Referenzen mitbringt.
Hoffnung, dass „sich Menschen finden, die Wuppertal mögen“
Sie müsste auch vor Ort sein und beim Orchester gut ankommen, das über ihre Bestellung mitredet und mit dem sie im Alltag auskommen muss. Zwei Vertreter gehören deshalb auch der Findungskommission an, die ansonsten aus Experten, Vertretern der Bühnen, der Verwaltung und der Politik besteht.
Peter Vaupel, Vorsitzender der Freunde der Wuppertaler Bühnen und des Sinfonieorchesters und Mitglied der Findungskommission, ist dennoch nicht bang. Selbst ein engagierter Zeitplan sei noch einzuhalten. Er findet die Reihenfolge des Vorgehens völlig korrekt: Erst müsse das Finanzloch gestopft werden. Die Stadt müsse die Mittel dafür aufbringen, was aber einer Genehmigung bedürfe, da es eine freiwillige Ausgabe sei. „Wenn wir heute eine Ausschreibung aufsetzen, ist das ein Scheck auf die Zukunft, der die Bezirksregierung verärgern würde.“ Erst wenn diese die Berechnungen der Stadt genehmige, könne es mit der Ausschreibung weitergehen.
Was nicht bedeutet, dass die Findungskommission völlig untätig, sprich gesprächslos bleiben muss. Außerdem, so Vaupel, sei man gut vorbereitet, so dass man nach der Bewilligung durch die Bezirksregierung sofort loslegen könne – in der Hoffnung, „dass sich Menschen finden, die Wuppertal mögen“ und mit dem Orchester gut auskommen.