Wuppertal Julia Kohake - Die neue Bürgerbeteiligerin

Die 24-jährige Julia Kohake hat am 1. August im Dezernat für Bürgerbeteiligung begonnen. Und managt jetzt allein das Projekt Bürgerbudget.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. „Ich war zur rechten Zeit am rechten Ort“, sagt die junge Frau. Denn sie kann direkt von der Universität in die Praxis wechseln. Sie hat die Elternzeitvertretung für Marcel Solar übernommen. Weil ihre Kollegin Franziska Fischer vor ihrem Stellenwechsel Rest-Urlaub genommen hat, muss Julia Kohake den Bereich Bürgerbeteiligung allein wuppen. „Es läuft“, sagt sie. Und: „Es macht mir sehr viel Spaß.“

Obwohl sie ihre Stelle erst vor zweieinhalb Wochen angetreten hat, kennt sie Wuppertal und seine Bürgerbeteiligungsprojekte schon sehr gut. Denn sie absolvierte hier im April und Mai ein Praktikum. Und war da schon in die Anfänge des Projekts Bürgerbudget eingebunden.

Außerdem hat sie sich in ihrer Masterarbeit in Politikwissenschaften mit dem Thema Bürgerbeteiligung beschäftigt, hat Experteninterviews dazu geführt, wie Städte auch solche Gruppen erreichen, die sich weniger als andere engagieren, unter anderem Jugendliche. Sie befragte Mitarbeiter der Stadt Münster sowie Sigrid Möllmer vom Wuppertaler Kinder- und Jugendbüro der Stadt sowie Marcel Solar vom Wuppertaler Dezernat für Bürgerbeteiligung. Dass hier in der Stadt das erste Dezernat dieser Art eingerichtet wurde, ist natürlich bundesweit bekannt.

Aus ihren Interviews weiß sie: „Weniger Engagement heißt nicht unbedingt weniger Interesse. Oft liegt es auch an der Ansprache.“ Jugendliche spreche man beispielsweise am besten über die neuen Medien an. Außerdem sei Netzwerkarbeit wichtig, also die Zusammenarbeit zum Beispiel mit Jugendeinrichtungen.

Julia Kohake

Die Praxis sei aber noch einmal etwas anderes, hat sie festgestellt — „viel spannender als die Theorie. Man ist viel näher am Thema.“ In der Theorie werde häufig die Meinung vertreten, dass möglichst viel über Online-Kommunikation laufen soll. „Aber damit erreichen wir ältere Menschen nicht“, sagt sie. Deshalb seien sie für das Thema Bürgerbudget auch auf die Straße gegangen, hätten in den Innenstädten von Elberfeld und Barmen Menschen angesprochen und Handzettel verteilt.

Darin erklärten sie, dass die Stadt 150 000 Euro zur Verfügung stellt, über deren Verwendung die Bürger Vorschläge machen und entscheiden dürfen. Über 266 Vorschläge gingen ein, Bürger entschieden darüber, welche davon weiterverfolgt werden sollen.

Diese 32 Projektvorschläge werden derzeit von der Stadtverwaltung auf Kosten und Realisierbarkeit geprüft. „Da kommt im Moment einiges zurück“, sagt Julia Kohake. Ihre Aufgabe sei es, die Aussage der Verwaltung so darzustellen, dass sie gut verständlich sind. Denn für die letzte Entscheidung sollen die Projektideen inklusive die Prüfergebnisse der Verwaltung noch einmal vorgestellt werden.

Außer dem Bürgerbudget laufen auch die anderen Bürgerbeteiligungsprojekte wie die „Leitlinien für die Bürgerbeteiligung“, für die noch ein Beirat gebildet werden muss, sowie das Bürgergutachten zur Seilbahn, bei dem noch offene Fragen beantwortet werden sollen. Bei der Entwicklung der Elberfelder Innenstadt berät das Dezernat die städtischen Kollegen zu den Beteiligungsformen.

Weil Julia Kohake schon im Frühjahr in Wuppertal war, hat sie auch schon einiges von der Stadt gesehen. Auf der Nordbahntrasse ist sie mit Inlinern gefahren, sie kennt sich bereits im Luisenviertel aus und war zuletzt auf dem Nützenberg: „Es ist sehr schön dort.“

Ihr wichtigster Eindruck von Wuppertal: „Hier ist es verdammt hügelig.“ Als gebürtige Niedersächsin muss sie sich daran noch gewöhnen. Zur Arbeit kann sie mit dem Rad fahren, nur für das letzte Stück nach Hause ist Schieben angesagt: Aktuell klemmt ihre Gangschaltung im fünften Gang fest.