Wuppertal „Projektideen habe ich genug“
Beim Bürgerbudget erhielt die Initiative für Demokratie und Toleranz 7200 Euro für den sechsten Platz.
Am Ende konnte sich Stefan Wigge doch noch freuen. Seine Idee für ein Wuppertaler Projekt gegen Rassismus und Antisemitismus ist bei der Bürgerbudget-Abstimmung nachgerückt. Dank 218 Stimmen kam sein Vorschlag auf Platz sechs und erhält 7200 der insgesamt 150 000 Euro, die die Stadt im Doppelhaushalt 2018/2019 erstmals für Bürgerbeteiligungsprojekte bereitstellt.
7200 Euro seien nicht viel, sagt Wigge. „Da muss man genau gucken, was man damit macht. Ideen für antirassistische Projekte habe ich genug.“ Er denkt vor allem an Veranstaltungen, die über die Entwicklung vom historischen Faschismus zum aktuellen Rechtsextremismus informieren und über die Theorien der neuen Rassisten. Angedacht ist auch der Besuch von NS-Zeitzeugen in Schulklassen oder an eine Fahrt in ein ehemaliges Konzentrationslager. Diese Aktionen, so Wigges Idee, sollen kostenlos sein, um als niedrigschwelliges Angebot viele anzusprechen.
Bei der Projektarbeit will der 38-Jährige lieber im Hintergrund bleiben. Darum ist er im Austausch mit der Wuppertaler Initiative für Demokratie und Toleranz, die die Trägerschaft übernommen hat. Sebastian Goecke, Vorsitzender der Initiative, soll das Gesicht des Projektes sein. „Er ist Profi“, sagt Wigge, der sich selbst als politisch interessierten Laien bezeichnet. Die Initiative biete eine Infrastruktur, auf die sich aufbauen ließe. „Das spart Geld und Ressourcen.“
Auch die Begegnungsstätte Alte Synagoge ist mit im Boot. Gemeinsam werde man bis Ende des Jahres ein Konzept erarbeiten, erklärt Goecke. Damit es verwirklicht werden kann, schätzt er die Gesamtkosten auf 20 000 Euro. Die Frage, wer das zusätzliche Geld gibt, ist also noch offen.
Wigge sieht gute Gründe, gerade jetzt ein Anti-Rassismus-Projekt anzuregen. Seine Projektbeschreibung erwähnt Gewalttaten durch Rechtsextreme und Wuppertaler Straßen, die von rechtem Propagandamaterial geradezu übersät sind. Sie nennt die vielen Wahlstimmen für NPD, Die Rechte und Republikaner sowie für die rechtspopulistische AfD schon bei der NRW-Landtagswahl im Mai.
Schließlich hofft Wigge, dass seinem Projekt weitere folgen. „Es sollte mehr Initiativen gegen rechts geben.“ Dabei sei nicht nur die Stadtspitze gefragt, sondern alle Bürger. „Hier sollte es nicht wie bei einer Zuschauerdemokratie sein.“ Weder in der Stadt Wuppertal noch im ganzen Land.