Kai Goebel bei der Pokémon-WM
Der Wuppertaler hat sich für die Titelkämpfe in San Francisco qualifiziert — und hofft, den ersten Turniertag heute zu überstehen.
Wuppertal. Die beiden Kontrahenten sitzen sich gegenüber und starren auf ihre Bildschirme, die Stimmung ist angespannt. Auf den Bildschirmen kämpfen Pokémon gegeneinander, befehligt von den beiden Kontrahenten. So wird es bei der Pokémon-Weltmeisterschaft aussehen. Von heute bis Sonntag treffen sich Spieler aus über 35 Ländern in San Francisco, um den besten Trainer (so werden die Spieler genannt) aus ihren Reihen zu küren und Preisgelder in Höhe von insgesamt 500 000 US-Dollar zu erspielen. Unter ihnen ist auch ein Wuppertaler: Kai Goebel hat über verschiedene Turniere genügend Punkte gesammelt, um sich zum ersten Mal für die Weltmeisterschaften zu qualifizieren.
Dank Pokémon Go sind die Monster derzeit in aller Munde. Der 27-jährige Goebel ist selbstständiger Fernsehempfangstechniker und ein Pokémon-Spieler der ersten Stunde: Seit 1996 die erste Generation der Taschenmonster auf den Markt kam, ist er begeisterter Spieler. Seit 2013 beschäftigt er sich auch aktiv mit der Turnierszene. „Ich war damals mit Freunden auf der Deutschen Meisterschaft in Bochum und fand den Turniermodus einfach klasse.“
In der aktuellen Saison, die jeweils im September beginnt und beginnt, kam dann der große Erfolg mit der Qualifikation für die Weltmeisterschaft. 275 Punkte müssen auf den verschiedenen Turnieren gesammelt werden, um eine Einladung zur Weltmeisterschaft zu erhalten. Die Spieler mit den meisten Punkten in ihren Ländern überspringen zudem den ersten Tag der Weltmeisterschaft und steigen erst am Samstag ein. Zusätzlich dazu bekommen sie Flug und Hotel bezahlt.
Die Kämpfe selbst beschreibt Goebel als eine Mischung aus Schere, Stein, Papier sowie Schach und Glück: „Man muss natürlich immer wissen, welche Pokémon-Typen gegeneinander effektiv sind und ein bisschen darauf spekulieren, welche Pokémon der Gegner einsetzt.“
Die Volltreffer (richten mehr Schaden an als normale Angriffe) sind aber ein Glücksfaktor. Jeder Spieler reist mit einem Team von sechs Pokémon an, die er vor Turnierbeginn aus den mittlerweile mehr als 700 verfügbaren Monstern ausgewählt hat. Vor jedem Spiel werden davon vier ausgewählt, die am Kampf teilnehmen. Jeweils zwei der Taschenmonster schickt jeder Trainer dann auch direkt in den Kampf. Die Duelle haben ein Zeitlimit von 15 Minuten, die Zeit pro Zug ist für jeden Trainer auf 45 Sekunden begrenzt. „Da kann es auch mal vorkommen, dass die Zeit abläuft und man noch nicht fertig ist mit seinem Zug. Das ist dann natürlich ärgerlich“, erklärt der Wuppertaler. Wichtige Ereignisse im Kampf werden auf einem Block notiert: „Sonst verliert man ganz schnell den Überblick und macht Fehler, die fatal enden können.“
Die Weltmeisterschaft wird im sogenannten Schweizer Modus gespielt. Abhängig von der Spielerzahl werden mehrere Vorrundenspiele gespielt. Nach jeder Runde werden die Spieler nach dem Verhältnis ihrer Siege und Niederlagen sortiert, die Spieler mit ähnlichem Verhältnis treten dann erneut gegeneinander an. Am Ende des Tages kommt dann eine Tabelle zustande. Spieler mit weniger als zwei Niederlagen am ersten Tag ziehen in die nächste Runde ein.
Goebel selbst ist einigermaßen optimistisch: „Den ersten Tag könnte ich überstehen, der zweite wird sehr schwierig.“ Aber ein Erlebnis ist es für ihn auch unabhängig vom Ergebnis.