Stadtverwaltung Kampf gegen das Chaos: Meldeamt öffnet an drei Samstagen

Wuppertal · Noch immer ist es schwer, Termine im Wuppertaler Einwohnermeldeamt zu bekommen. Nun reagiert die Stadt: Vor den Osterferien soll das Amt an drei Samstagen öffnen.

Termine im Einwohnermeldeamt sind derzeit nur schwer zu bekommen. (Archivfoto)

Foto: Fischer, A. (f22)/Fischer, Andreas (f22)

Die anhaltende Personalkrise im Einwohnermeldeamt hat jetzt zu scharfer Kritik aus der SPD am zuständigen Dezernenten Matthias Nocke (CDU) geführt: „Die erneut aufgetretenen Personalengpässe lassen die Vermutung zu, dass der Beigeordnete Matthais Nocke bei der Steuerung des Einwohnermeldeamtes überfordert und damit hilflos ist“, heißt es in einer Pressemitteilung der SPD-Ratsfraktion. Nocke kann inzwischen mitteilen, dass das Meldeamt vor den Osterferien an drei Samstagen öffnen wird – mit Mitarbeitern, die sich freiwillig für diesen Sonderdienst melden. Genauere Daten dazu würden noch veröffentlicht.

Seit Wochen haben es Bürger schwer, einen Termin im Einwohnermeldeamt zu bekommen. Immer wieder heißt es auf der Internetseite: „Kein Termin verfügbar“. Die Redaktion kennt Fälle, in denen Menschen ihren neuen Job nicht direkt antreten konnten, weil das Führungszeugnis fehlt, Zugezogene sich wochenlang nicht anmelden konnten, Reisende zwei Monate auf einen Termin für einen Express-Reisepass warten mussten.

Erst der Verlust von Mitarbeitern führte zu den Problemen

Ursache sind fehlende Mitarbeiter. Es gab zwar viele Neueinstellungen, gleichzeitig haben aber auch viele Mitarbeiter das Amt wieder verlassen und sind in Bereiche der Stadtverwaltung gewechselt, in denen sie weniger späte Stunden arbeiten müssen. Aktuell sind von 52 Stellen 30 ausgefüllt. Zwölf Stellen sind bereits besetzt, die Mitarbeiter werden in den nächsten Monaten nach und nach einsatzbereit sein.

Matthias Nocke hält die Angriffe grundsätzlich für eine Auswirkung der veränderten politischen Verhältnisse. Und verweist darauf, dass das Meldeamt - für das er erst seit der Abwahl des Dezernenten Panagiotis Paschalis im Juni 2017 zuständig sei – nach der Umstrukturierung und Umstellung auf die Terminvergabe gut funktioniert habe.

Erst der Verlust von Mitarbeitern habe zu den Problemen geführt. Diese Fluktuation sei nicht auf das Betriebsklima zurückzuführen, betont er. Das sei trotz der Probleme ausgezeichnet. Er lobt die Mitarbeiter, die sich nicht entmutigen ließen: „Die leisten ausgezeichnete Arbeit.“ Durch die geringfügige Kürzung der Öffnungszeiten um drei Stunden werden künftig weniger Schichtdienste nötig sein. Damit neue Kollegen schneller einsatzbereit sind, wurde die Einarbeitung in die acht am häufigsten nachgefragten Produkte von sechs auf zweieinhalb Monate gestrafft - auf weitere Themen wird erst im Herbst geschult.

Dezernent Johannes Slawig: Es gibt keine schnelle Lösung

Personaldezernent Johannes Slawig (CDU) bestätigt: „Das sind keine dauerhaften strukturellen Probleme“, macht aber auch klar: „Eine schnelle Lösung gibt es nicht.“ Es werde noch einige Monate Engpässe geben. Er verweist auf bereits getroffene Maßnahmen, wie die Schaffung einer so genannten „Fluktuationsreserve“ von vier Stellen, die Verpflichtung neuer Mitarbeiter, fünf Jahre im Meldeamt zu bleiben. „Wir überlegen weitere Maßnahmen“, versichert er, „wir suchen auch nach unkonventionellen Lösungen.“

Er erläutert, dass die Arbeit im Meldeamt mehr geworden ist durch die wachsende Einwohnerzahl Wuppertals. Zudem sei die Arbeit mit ausländischen Dokumenten anspruchsvoller und gestiegenen Sicherheitsansprüche führten ebenso zu Mehrarbeit. Das gelte im Übrigen für viele Städte.

OB Andreas Mucke: Es liegt nicht am Terminsystem

Oberbürgermeister Andreas Mucke erinnert ebenfalls an die Zeit nach der Umstellung auf das Terminsystem: „Da hat alles gut funktioniert. Das System an sich ist in Ordnung.“ Erst die Abwanderung der Mitarbeiter habe zu den Schwierigkeiten geführt. Die kompaktere Arbeitszeit ab März sei eine gute Lösung, denn „wir müssen den Kunden Servicezeiten anbieten, die auch Berufstätige nutzen können“, betont er. Die Erreichbarkeit des Einwohnermeldeamts sei wichtig: „Das ist die erste Adresse für alle, die neu sind in der Stadt, das ist unsere Visitenkarte. Das muss funktionieren.“ Deshalb lasse er sich regelmäßig Berichte vorlegen und erwarte von den Verantwortlichen, dass es dort in absehbarer Zeit wieder vernünftig läuft.