Karina Mencke ist bergische Dänin
Die gebürtige Wuppertalerin ist zum Studium nach Kopenhagen gezogen und aus Liebe der neuen Heimat treu geblieben. Manchmal vermisst sie aber auch die grünen Hügel und eine kräftige Mettwurst.
Wuppertal. Form und Funktion miteinander zu verbinden, fasziniert Karina Mencke. Alltäglichen Gegenständen verleiht sie klare Linien und nützliche Details. Der Weg zu ihrem heutigen Beruf als selbstständige Produktdesignerin führte die Wuppertalerin nach Dänemark. In der Heimat des puristischen Stils absolvierte sie ihr Studium. und blieb ihr schließlich aus Liebe treu.
„Kopenhagen klang sehr verlockend, um etwas Neues auszuprobieren. Da meine Mutter ursprünglich aus Dänemark stammt, hatte ich Verwandte in der Umgebung, was mir den Entschluss leicht gemacht hat“, berichtet Karina Mencke. Gemeinsam mit ihrem dänischen Mann Marcus führt sie zwei Firmen für Design, Architektur, Inneneinrichtung und Möbel.
Karina Mencke
„Wir haben gerade unser Haus etwas außerhalb von Kopenhagen gebaut, wo wir wohnen und arbeiten“, sagt Karina Mencke. Sie genießt es, am Meer zu wohnen und fast alles mit dem Fahrrad erreichen zu können. „Hier ist es überall flach wie ein Pfannkuchen.“ Ihre neue Heimat erinnert sie dennoch auch ein wenig an ihre alte. „Wir in meiner Kindheit am Mirker Hain ist hier auch der Wald mein direkter Nachbar.“
Das Bergische hat für sie ihren ganz eigenen Charme. Manchmal vermisst sie die grünen Hügel, stattliche Gründerzeitvillen und ehemalige Industriegebäude. „Die wünschen sich Designer wie wir zum Umbauen und Einziehen hierher“, sagt Karina Mencke.
Mehrmals im Jahr kehrt sie zu ihren Wurzeln zurück. „Zu Weihnachten treffe ich mich jedes Jahr mit meinen alten Freunden, von denen viele mittlerweile in anderen deutschen Städten und weit in der Welt verstreut leben. Das ist eine sehr schöne Tradition, um den Kontakt aufrecht zu erhalten.“ Zu einem Besuch in Wuppertal gehören für sie auch immer ein Waldspaziergang und ein Abend im Louisenviertel. „Wenn möglich, schaue ich mir auch gerne ein Stück von Pina Bauschs Tanztheater an und mache einen Ausflug in den Skulpturenpark.“
Als kulinarische Souveniers importiert sie gerne Lebensmittel in ihre neue Heimat, die sie dort nicht kaufen kann. „Dazu zählen Mettwurst, Burger, Brezel und Laugenstange.“ Anfangs hat ihr auch das deutsche Bier gefehlt, doch das hat sich inzwischen geändert. Wie aus dem Nichts hätten immer mehr kleine Marken den Markt und auch ihren Gaumen erobert. Der Erfindergeist der Dänen beeindruckt die 38-Jährige besonders. „Hier werden viele Neuheiten entwickelt. Viele junge Selbstständige versuchen ihr Glück mit guten Ideen, großer Experimentierfreude und noch größerem Elan.“
Die Menschen erlebt sie als offen und unkompliziert. An die allgemeine Dutz-Kultur musste sie sich am Anfang allerdings erst gewöhnen. „Zum Beispiel, wenn mich ein Polizist bei der Kontrolle ganz locker und per Du nach dem Führerschein fragte und ich ihn entsprechend zurück duzte.“ Inzwischen empfindet sie es als angenehm. „Es vereinfacht vieles und schafft eine Gleichheit, ohne dass man den Respekt voreinander verliert.“
Bei der Gleichstellung der Geschlechter empfindet Karina Mencke die Dänen auch als moderner als die Deutschen. „In meinem Bekanntenkreis ist es völlig normal, dass der Mann einen Großteil der Elternzeit übernimmt, und die Frau weiter an ihrer Karriere arbeitet.“ Sie selbst teilt sich Windelnwechseln und Erziehung ebenfalls mit ihrem Mann. Tochter Nikka ist zwei Jahre alt und hilft nicht nur gerne beim Kochen und im Garten, sondern auch beim Chaosmachen. „Natürlich weiß sie auch, wie man eine Bohrmaschine hält und was man mit einer Säge macht“, berichtet Karina Mencke scherzhaft.
Ob sie sich als Deutsche oder als Dänin fühlt, darüber macht sich die gebürtige Wuppertalerin gar keine Gedanken.Diese Frage stellen ihr immer andere. „Ich trenne das gar nicht.“