„Allwetter-Jecken“ begeistern Karneval in Wuppertal: So schön war es bei der Party in Barmen
Wuppertal · Die Narren feiern vorm Rathaus in Wuppertal-Barmen und im Brauhaus – und beweisen: beste Stimmung gibt es auch ohne Rosensonntagszug.
Egal ob es fieselte, prasselte oder nur so vom Himmel rauschte, die Wuppertalerinnen und Wuppertaler erwiesen sich bei der Rosensonntags-Open-Air-Party auf dem Barmer Rathausvorplatz als Allwetter-Jecken. Als Alternative zum Rosensonntagszug hatte sich das Carneval-Comitee Wuppertal für diese Variante entschieden und mit einem mitreißenden Programm offensichtlich den Geschmack der regenresistenten Narrengemeinde getroffen.
Und als um 11.11 Uhr das Wupper-Musik-Corps die ersten karnevalistischen Töne erklingen ließ, da hatte sich schon eine fröhlich gestimmte, wenn auch kleine Gemeinde versammelt, sang mit, schunkelte und zeigte sich begeistert, als der vom CCW-Präsidenten Wilfried Michaelis begrüßte Oberbürgermeister Uwe Schneidewind ohne langes Fackeln zum Schrubber griff, um die Bühne, in die es reingeregnet hatte, für die Show-Garde von den Pfützen zu befreien. „Wenn man keinen trockenen Boden unter den Füßen hat, dann ist man als Tänzer gehemmt“, erklärte Benjamin Köster, der Vorsitzende der Gruppe, die gleich zum „Vorglühen“ einen starken Auftritt hinlegte.
Und dann schwebten die „Kölschen Adler“ auf die Bühnenbretter, rockten und animierten zum karnevalistischen Dreikampf Tanzen, Singen und Schunkeln. Leadsänger Timo mischte sich unters Volk und hüpfte wie ein Gummiball. Nach dem Geheimnis seiner Kondition gefragt, meinte Tino: „Joggen: von nix kütt nix.“
Prinzessin Susanna I. hatte den an Weiberfastnacht erbeuteten Stadtschlüssel zwar bei sich, hat aber nicht vor, ihn Uwe Schneidewind so bald zurückzugeben. „Ich trage dem OB eure Wünsche vor, und dann entscheide ich, ob er den Schlüssel zurückbekommt“, versprach sie. Stadtdirektor Stefan Kühn, wieder als Mickymaus mitten unter den Jecken, sah es gelassen: „Soll sie den Schlüssel ruhig noch eine Weile behalten. Fachliche Unterstützung können wir gut gebrauchen.“
Kabälle statt
Kamelle
Susanna war nicht mit leeren Händen gekommen und hatte Körbe voll Bälle dabei, die sie in die stattlich angewachsene Menge warf. „Statt Kamelle Kabälle“, ließ sich Stefan Kühn zu einer kühnen Wortschöpfung hinreißen. Begleitet wurde das weibliche Narrenoberhaupt durch die Ehrengarde, die gekonnt die Beine fliegen ließ und auch einige kleine Mädchen im Publikum zum Mittanzen und Spagat üben animierte. Motivierter Nachwuchs scheint in Wuppertal vorhanden zu sein.
Dass die holde Weiblichkeit den Männern auch karnevalistisch nicht unterlegen ist, bewiesen die „Funky Marys“, eine fünfköpfige Frauen-Band, die mit Pep und Temperament den bestens gefüllten Rathausvorplatz so zum Kochen brachte, dass die Menschen gar nicht merkten, was da an Wassermassen auf die mit Narrenkappen bedeckten Häupter herunterfiel. Die fünf Marys staunten, wie gelassen die Wuppertaler Jecken das schlechte Wetter hinnahmen. Moderator Wilfried Michaelis war entflammt für die „lecker kölschen Mädcher“, ebenso wie die bekennenden Jecken Helge Lindh (SPD) und Manfred Todtenhausen (FDP), die außerhalb der fünften Jahreszeit als Abgeordnete Wuppertaler Interessen im Deutschen Bundestag vertreten.
„Großartiges Programm“, lobte OB Schneidewind, während im Publikum Armin Loose, der Präsident der KaGe Colmar, prophezeite: „So etwas Tolles, wie gleich kommt, habt ihr noch nicht gesehen.“ Die Fidelen Sandhasen enterten mit 60 Ensemble-Mitgliedern die Bühne. Sie waren einer der Höhepunkte im Programm der von der KaGe Colmar veranstalteten närrischen Stadthalle im Januar gewesen.
Loose sollte recht behalten, denn was die artistischen 60 Damen und Herren des kölschen Tanzcorps zeigten, verschlug vielen auf dem Platz den Atem, wobei die aus kräftigen Mannsbildern und grazilen Damen gebildeten Pyramiden nur von der oberen Plane der Bühne in ihrem Aufwärtsdrang gestoppt wurden. Schade, dass die munteren Sandhasen nur zwei ihrer meisterlichen Tänze absolvieren konnten, weil schon der Bus wartete, der sie zum nächsten Auftritt chauffieren musste.
Das Jugendprinzenpaar Michelle II. und Finn II. hatte sich vor dem Auftritt als Regenschutz für die empfindlichen Ornate in „Klarsichthüllen“ gepackt, zeigte sich aber dann in gewohnt starker Form und reihte sich in die mehrstündige Explosion der guten Laune ebenso nahtlos ein wie die Drummerholics und die kölsche Coverband Kaschämm.
Die Organisatoren vom Carneval Comitee Wuppertal durften zufrieden feststellen, dass das dreifach donnernde Wuppdika ebenso fröhlich klingen kann wie Alaaf und Helau.