Karsten Speck: Mit „39 Stufen“ zurück ins Rampenlicht
Er war ein großer TV-Star, dann musste er wegen Betrugs ins Gefängnis: Im Kammerspielchen wagt Karsten Speck das Comeback ins Schauspiel-Geschäft.
Wuppertal. Ihn kennen Millionen. Aus dem Fernsehen, von großen Shows und bekannten Theaterproduktionen. Und ausgerechnet so einer verirrt sich an die Westkotter Straße? In ein Zimmer-Theater mit gerade einmal 75 Plätzen? Beinahe undenkbar, doch Karsten Speck steht tatsächlich im Theater Kammerspielchen auf einer Minibühne und probt.
In Hitchcocks „39 Stufen“, einer turbulenten Kriminalkomödie, ist der Mann mit intelligenter Berliner Schnauze ab dem morgigen Samstag in der Hauptrolle zu sehen. Und die nimmt er so ernst, wie es sich für einen Schauspiel-Profi gehört. Er denkt mit, greift ein, gibt den drei jungen Schauspielern, ebenfalls Profis, Tipps. „Wo ist das Whiskey-Glas?“, fragt er Regisseur Ronald Stürzebecher mitten in einer Szene nach einer Requisite. Bühnen-Fragen, die endlich wieder im Vordergrund seines Lebens stehen. Speckt tankt Stallgeruch.
Seit dem 20. September ist er wieder auf freiem Fuß, wurde laut eines Berliner Justizsprechers nach Verbüßung von zwei Dritteln einer insgesamt fünfjährigen Strafe, die er wegen Betrugs und Steuerhinterziehung bekam, vorzeitig aus der Berliner Strafanstalt Hakenfelde entlassen. In Barmen steht er nach dem Gastspiel hinter Gittern erstmals wieder auf einer Theaterbühne. Über die Hintergründe dieser Episode möchte er nicht mehr reden, sagt nur: „Ich habe selbst Millionen verloren.“
Nun also Wuppertal. Speck und Theaterleiter Ernst-Werner Quambusch kennen sich seit Jahren. „Ich habe ihm vor knapp eineinhalb Jahren versprochen, dass wir mal zusammen etwas machen. Und da ich jemand bin, der seine Versprechen hält, bin ich nun hier“, sagt Speck und ergänzt: „Ich finde es toll, dass es Menschen gibt, die den Zauber in eine Gegend bringen, die nicht unbedingt für großes Theater bekannt ist.“
Den „Zauber“ macht er dabei nicht von der Größe einer Bühne oder dem Umfang einer Produktion abhängig. „Es ist mir egal, ob ich vor 30 oder 3000 spiele. Hier ist es viel ursprünglicher, hier musst du mehr Gehirnzellen beanspruchen. Das Publikum sitzt so nahe an der Bühne, dass du gleich jede Mimik mitbekommst“, sagt Speck und betont: „Es gibt keine kleinen Theater, nur kleine Schauspieler.“
Die sind an der Westkotter Straße ohnehin nicht gefragt. „39 Stufen“ fordert viel Improvisationsvermögen und Wandelbarkeit. „Eigentlich benötigen wir für das Stück 34 verschiedene Bühnenbilder und 150 Schauspieler, so viele Rollen gibt es her“, sagt Regisseur Stürzebecher, der mit einfachen Mitteln beim Publikum Illusionen erzeugen will. Speck ist dabei natürlich das Zugpferd und gibt Vollgas. Auch, wenn er mal nicht auf der (Probe-)Bühne steht. In seiner Freizeit lernt er nicht nur in seiner Barmer Theaterwohnung Text, sondern frönt seiner Rennrad-Leidenschaft.
„Das Fischertal hoch, mit 160er Puls am Futterplatz vorbei in Richtung Toelleturm — kenne ich“, sagt Speck. Die Strecke von Radevormwald nach Barmen schafft er inzwischen in knapp 50 Minuten. Vor den bergischen Bergen hat er Respekt, genauso wie vor Wuppertal. „Als ich zum ersten Mal nach Barmen kam, dachte ich, Wuppertal sei eine graue Maus. Aber dann habe ich nach einer Woche die vielen grünen und kulturellen Seiten entdeckt. Wuppertal ist für mich ein Kleinod.“