Ausbildung zur Anlagenmechanikerin Kein Männerjob: Diese Wuppertalerin setzt sich im Handwerk durch

Wuppertal · Hannah Schilling arbeitet als Anlagenmechanikerin — und will ein Vorbild für andere Frauen sein.

Bei ihrem Job bei der Stadt ist Hannah Schilling vor allem für die Wartung der Heizungsgeräte zuständig.

Foto: ANNA SCHWARTZ

Jobs im Handwerk sind eher was für Männer. Schwachsinn – denkt sich Hannah Schilling. Die 25-jährige Wuppertalerin hat ihre Ausbildung zur Anlagenmechanikerin für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik als Drittbeste ihres Jahrgangs abgeschlossen. Mit 37 weiteren Auszubildenden hat sie die Ausbildung begonnen – darunter war sie die einzige weibliche Auszubildende.

Eine Tatsache, die sie gerne ändern würde: „Ich komme gut mit den Männern klar, würde mir aber eine Frau im Team wünschen.“ Angestellt ist sie bei der Stadt und vor allem für die Wartung der Heizungsgeräte in städtischen Kitas, Altenheimen aber auch in der Stadthalle oder im Opernhaus zuständig.

Ihre Leidenschaft fürs Handwerk entwickelte Hannah Schilling schon früh. Ihr Vater übte denselben Job aus, den sie nun hat. „Ich habe immer gerne mit ihm handwerklich mitgearbeitet“, erinnert sich die Wuppertalerin. „Zunächst dachte ich, ein Bürojob in der Branche sei das richtige.“ Also entschied sie sich nach ihrem Schulabschluss für eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau. „Währenddessen habe ich aber gemerkt: Ich muss wieder raus“, erzählt sie. Nach drei Jahren im Büro begann sie deshalb eine Ausbildung zur Anlagenmechanikerin.

Sowohl in der Berufsschule als auch nun bei der Stadt ist sie die einzige Frau in ihrem Job. Ein Hindernis ist das für sie jedoch nicht – sondern eher eine zusätzliche Motivation. „Ganz am Anfang, als ich meine Ausbildung gestartet habe, gab es schon so ein paar, die gesagt haben, dass sie nicht wissen, ob das die richtige Entscheidung von mir war“, erinnert sich Hannah Schilling. „Im Nachhinein sind sie jetzt aber, glaube ich, alle ganz froh, dass ich da bin“, fügt sie hinzu. Während Männer ihr beim Heben schwerer Gegenstände teils überlegen sind, bringt sie andere Stärken in den Job ein: „Ich habe ein besseres Auge fürs Detail. Frauen sind vielleicht generell ein bisschen ordentlicher und auch im Umgang mit Kunden sind wir vielleicht etwas freundlicher.“ Über die Vorurteile gegenüber Männern und Frauen in bestimmten Berufen sieht sie jedoch grundsätzlich hinweg: „Wenn man seinen Beruf kann, dann ist es egal, ob man Mann oder Frau ist.“

Schiefe Blicke und
die Frage nach einem Kollegen

In ihrem Berufsalltag merkt sie dennoch hin und wieder, dass diese Vorurteile bei manchen eben doch noch verankert sind. „Bei den Fremdgewerken merkt man das schon öfters. Die fragen sich: Eine Frau, kann die überhaupt was?“, erklärt sie. Dies spüre sie vor allem durch Blicke oder die Frage, wann denn noch ein Kollege käme. „Bei uns im Team ist das aber zum Glück gar kein Thema“, betont sie.

Allgemein arbeitet die 25-Jährige gerne mit Männern zusammen. Sie seien lockerer, entspannter und jeder mache einfach so sein Ding, „ganz ohne irgendwelche Zickenkriege“. Dennoch fände sie es gut, wenn sich mehr Frauen dafür entscheiden würden, den Job zu machen. „Ich komme mit den Jungs gut klar, aber eine Frau zwischendurch wäre auch mal schön“, lacht sie. Ihr Tipp: „Interessierte sollten es auf jeden Fall versuchen und sich nicht von dem Beruf als „Männerjob“ einschüchtern lassen. Also einfach mal probieren, schauen, ob der Beruf etwas für einen ist und dann einfach durchsetzen.“

Um mehr Frauen und Mädchen für den Beruf zu begeistern, vertritt Hannah Schilling die Stadt auch gerne auf Aus- und Weiterbildungsmessen. „Das Feedback ist immer gut, doch leider bleiben die Bewerbungen aus“, berichtet sie. Sie selbst bildet sich aktuell auch weiter, macht gerade ihren Techniker an einer Fernuni. „Das ganze dauert drei Jahre, samstags gehe ich zur Uni und den Rest mache ich in Eigenarbeit zu Hause neben dem Job“, erzählt die Anlagenmechanikerin.

Das Handwerk braucht
weibliche Vorbilder

Dass sie so diszipliniert ist und in ihrer Ausbildung so gut abgeschnitten hat, findet Holger Dahlmann, Obermeister der Innung für Sanitär- und Heizungstechnik, nicht verwunderlich: „Die Frauen sind häufig strebsamer und vielleicht auch ein bisschen ehrgeiziger. Sie sind gut in der Theorie und auch in der Praxis.“ Das zeigt auch Schillings Abschlusspunktzahl von 87 im Vergleich zum Jahrgangsbesten, der mit 89 Punkten knapp besser war.

Und obwohl Frauen in den meisten Handwerksberufen nach wie vor stark unterrepräsentiert sind, würde neben den guten Abschlüssen ein weiterer Punkt für weibliche Auszubildende sprechen, meint Dahlmann: „Frauen werfen seltener hin. In der Regel beenden Frauen, die eine handwerkliche Ausbildung beginnen, diese auch. Das ist bei den Männern nicht so.“ In den vergangenen Jahren sei die Anzahl weiblicher Auszubildenden im Handwerk zwar leicht gestiegen, doch es bräuchte einfach noch Vorbilder. In Hannah Schilling könnte es nun ein weiteres geben.