Wuppertal Keine VHS für Kulturbeflissene

Eine Intendanz und multifunktionale Räume: Die Stadt stellte den Stand der Planungen für das Pina Bausch Zentrum vor.

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Wuppertal. Der Weg zu einem Pina Bausch Zentrum (PBZ) im Schauspielhaus führt durch viele, viele Instanzen auf Landes- und Bundesebene. Deshalb ist er auch so lang und gewunden, dass es mit der Eröffnung im Jahr 2022 fast knapp werden könnte.

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Über den aktuellen Stand informierten jetzt Oberbürgermeister Andreas Mucke, Stadtdirektor Johannes Slawig, Hans-Uwe Flunkert, Chef des städtischen Gebäudemanagements, und Kulturdezernent Matthias Nocke. Fazit: Es wird nicht nur 58,4 Millionen Euro, sondern auch noch viel Rede- und Schreibarbeit für alle Fördergeldgeber kosten, bis an der Kluse getanzt werden kann.

Allmählich kristallisieren sich immerhin erste Anhaltspunkte heraus, wie das Pina Bausch Zentrum aussehen und funktionieren könnte. Es wird aus der Tanztheater GmbH, der Pina Bausch Foundation, dem Produktionszentrum für andere Tanzkompagnien sowie dem Bürgerforum Wupperbogen bestehen. Diese vier Säulen bekommen eine gemeinsame Intendanz, „aber es wird natürlich für jede Säule eine Leitung geben“, so Matthias Nocke.

Jede Institution soll selbstständig agieren. Technik und Verwaltung sollen aber zentral geregelt werden. Die Ansprüche sind hoch — beim Tanztheater und der Bausch Foundation weiß man, was man bekommt. Aus dem Produktionszentrum soll ein internationales künstlerisches Profil erwachsen.

Am wenigsten können sich Unbeteiligte unter dem Bürgerforum Wupperbogen vorstellen. Es wird auf jeden Fall „mehr als eine VHS für Kulturbeflissene“, sagt Nocke. Dort werde es um Transformation und gesellschaftlichen Diskurs gehen, wie das Leben im 21. Jahrhundert aussehen kann. Nicht klar ist indes, ob und wie die freie Kulturszene davon profitieren kann.

Nach Informationsbesuchen etwa auf der Zeche Zollverein geht die Planung im Gebäudemanagement in Richtung Multifunktionsräume: „Sinnvoll sind reduzierte Räume voller Möglichkeiten“, sagte Hans-Uwe Flunkert. Darin könnten Ballettproben wie Aufführungen, Ausstellungen und Versammlungen stattfinden. Vor den bisherigen Workshops habe er befürchtet, dass die einzelnen Gruppen ihre Wünsche ungehemmt sprießen lassen und man auf Baukosten von 200 Millionen Euro käme. „Aber am Ende passte es genau: Wir sind knapp unter 60 Millionen Euro geblieben“, sagt Flunkert.

Bis zum Jahreswechsel soll der definitive Bescheid vorliegen, welchen Anteil der Bund und das Land NRW an den Investitionskosten (sprich Baukosten) von 58,4 Millionen Euro übernehmen. Dann könnte der Stadtrat im ersten Quartal 2017 über den Durchführungsbeschluss für das PBZ abstimmen, zeigte Stadtdirektor Slawig den Zeitplan auf.

Doch der entscheidende Knackpunkt kommt erst noch: die Folgekosten, sprich der Betrieb und Unterhalt. Es steht weiterhin nicht fest, wie hoch diese sein werden und wer wieviel davon aufbringen soll. „Es gibt noch keine Zahl über die Folgekosten. Die jetzt laufende Untersuchung dient gerade dazu, sie zu ermitteln“, so Slawig. Der Stadtdirektor gibt sich aber optimistisch: „Die bisherigen Gespräche zeigen uns, dass Bund und Land ernsthaft interessiert sind.“