Was glauben Sie denn? Wählen Sie uns alle!

Wuppertal · Evangelische und katholische Kirche in Wuppertal appellieren, für eine friedliche Verständigung in der Stadt zu wählen. Für eine Begegnung ohne Vorurteile.

WR Ilka Federschmidt Bruno Kurth

Foto: Tim Polick

Welche Partei wählen Sie am Sonntag? Welchen OB-Kandidaten? Noch unentschieden? Wir haben einen ganz besonderen Tipp für Sie: Wählen Sie – uns! Uns alle. Sich und mich und Ihre Nachbarinnen und Nachbarn, unsere bunte und vielfältige Stadtgemeinschaft. Treffen Sie eine Wahl für uns alle. Für eine friedliche Verständigung in der Stadt. Für eine Begegnung ohne Vorurteile.

Treffen Sie eine Wahl dafür, dass wir hier in Frieden miteinander leben und uns gegenseitig in Achtung und Respekt leben lassen.

Treffen Sie eine Wahl für Engagement über kulturelle und soziale Unterschiede hinweg, für Offenheit zwischen unterschiedlich denkenden und glaubenden Menschen. „Ich bin vom selben Planeten“, wurde ein junger Mann aus Syrien jüngst zitiert, der zu uns flüchtete und sich hier im Studium und in unserer Gesellschaft engagiert. Wählen Sie Menschen aus Parteien, die dafür ansprechbar sind, dass wir alle Menschen vom selben Planeten sind. Die sich anspornen lassen von der Idee einer guten sozialen Teilhabe aller kleinen und großen Bürgerinnen und Bürger in unserer Stadt. Die ein freundliches, gastfreundliches Wuppertal anstreben. Die im Blick behalten, dass unser Planet uns als kostbares Gut anvertraut ist.

Als Christinnen und Christen in unseren Kirchen glauben wir an Jesus Christus. Wir wissen nicht, ob er am Sonntag zur Wahlurne gehen und wem er seine Stimme geben würde. Wir wissen aber, dass er sein Leben gegeben hat für alle Menschen.  Er sah in jedem Menschen das Ebenbild Gottes, oft auch durch den gegenteiligen Schein hindurch. Er hat uns an die Menschen verwiesen, die zu den „Geringsten“ gezählt werden und uns zur Parteinahme angestiftet für die Ausgestoßenen und Missachteten. „Selig sind die, die Frieden stiften“, so klingt sein Wort bis heute. Und in einer Vision sah er die Menschen aus allen Himmelsrichtungen an Gottes reichen Tisch kommen.

Jesus hat niemanden „durchgestrichen“. Sein ganzes Leben und Sterben steht dagegen. Wer, wie auf Wahlplakaten zu sehen, ein muslimisches Gotteshaus durchstreicht, meint nicht zuletzt die Menschen darin. Und wer eine Moschee durchstreicht, wird bald auch eine Kirche durchstreichen, wenn die Meinung und der Glaube der Christen darin nicht der eigenen Ideologie entsprechen. Ein freundliches und gastfreundliches Wuppertal wird die menschenrechtlich verbriefte Religionsfreiheit für alle Menschen hochhalten, die guten Willens sind und selber die gegenseitige Achtung leben.

Wir wissen, dass auch Menschen, die sich in ihrer Partei für Menschlichkeit, Vielfalt und Zusammenhalt über alle Verschiedenheit hinweg engagieren, nicht frei sind von Fehlern und Versagen und Irrwegen, so wenig wie wir das als Menschen in unseren Kirchen sind.

Aber mit unserer Stimme möchten wir die Stadtpolitikerinnen und Stadtpolitiker unterstützen und die in die Pflicht nehmen, die für die Vielfalt in Wuppertal einstehen und sie bejahen, die sich einsetzen für friedliche Verständigung, für die Teilhabe aller, und für die Achtung und Bewahrung der Schöpfung.

Die Stimme, die Sie, die wir als einzelne abgeben, sind am Ende viele. Und unsere Stimme sollten wir auch persönlich in unserem Umfeld erheben – für Toleranz, Vielfalt und Zusammenhalt.

In diesem Sinn: Wählen Sie uns alle.