„Kitas sind der Platz, an dem Kinder aufwachsen“
Sozialdezernent Stefan Kühn betont die tragende Rolle der Kitas als erste Bildungsinstitution. Aktuell fehlen in Wuppertal 1000 Plätze.
Bei dem Bedarf an Kita-Plätzen ist weiterhin kein Land in Sicht: Bereits vor acht Jahren, als das Ausbauprogramm der Stadt begann, fehlten etwa 1000 Kita-Plätze, berichtet Sozialdezernent Stefan Kühn. „Als mich Andreas Mucke fragte, wie viele Stellen in diesem Jahr fehlen, musste ich dasselbe sagen wie vergangenes Jahr und wie vor acht Jahren.“ Dabei werden jedes Jahr neue Kindertagesstätten eröffnet und damit neue Plätze geschaffen.
Der konstante Mangel ist durch gesellschaftliche Veränderungen zu erklären: „Wuppertal ist eine wachsende Stadt, es gibt viel mehr Kinder als noch vor ein paar Jahren.“, so Kühn. Das sei eine erfreuliche Entwicklung, die jedoch Handlungsbedarf mit sich bringt. Bei der aktuellen Geburtenrate von 3300 Kindern wären allein für den diesjährigen Jahrgang fünf weitere Kitas nötig, um den Bedarf zu decken. Aufgrund der zahlreichen Geburten fehlen die meisten Plätze für die Kleinsten und damit Betreuungsintensivsten, die sogenannten U3-Kinder. Allein zwischen 2014 und 2016 stieg deren Anzahl in Wuppertal von 8800 auf 10 200 Kinder. Auch die Einwanderung von Familien mit kleinen Kindern ist ein Faktor für die strukturelle Veränderung der vergangenen Jahre.
Angesichts dieser Entwicklungen kommt die Stadt mit dem Bau neuer Einrichtungen nicht hinterher. Tagesmütter sind für viele Eltern nicht nur finanziell keine Alternative zur Kita, sondern zudem in den meisten Fällen ausgebucht. In den kommenden Monaten werden jedoch mit den Eröffnungen der Kitas an der Rudolfstraße, Wilkhausstraße, Staubenthaler Straße und Kleestraße 400 neue Plätze geschaffen, an vielen weiteren Stellen wird derzeit noch gebaut. Aktuell gibt es etwa 200 Kitas in Wuppertal, 65 davon sind städtisch. „Es ist toll zu sehen, was wir schon geschafft haben“, freut sich Stefan Kühn. „Aber wir müssen weiter dranbleiben. Nach der Eröffnung einer Kita ist immer vor dem Bau der nächsten!“
Angesichts der zahlreichen Neueröffnungen weist Kühn jedoch auch auf den Fachkräftemangel hin, der nicht nur die städtischen Kitas betrifft: „Wir schaffen gerade Arbeitsplätze ohne Ende, also mein Appell an junge Leute, die einen abwechslungsreichen, zukunftssicheren und absolut wichtigen Beruf erlernen möchten: Werdet Erzieher!“ Auch in der Kita an der Rudolfstraße, die zum 1. September eröffnet, können zunächst nur zwei von sechs geplanten Gruppen in Betrieb genommen werden, weil Betreuungspersonen fehlen.
„Kitas sind heute ganz selbstverständlich der Platz, an dem Kinder aufwachsen“, so Stefan Kühn. „Früher waren Frauen, die ihre Kinder abgegeben haben, um zu arbeiten, direkt Rabenmütter. Da hat sich das Rollenverständnis in den vergangenen Jahrzehnten zum Glück komplett geändert. Kitas spielen also auch für die gleichberechtigten Karrierechancen von Frauen eine große Rolle.“
Neben der Vereinbarkeit von Familie und Beruf betont Kühn die tragende Rolle von Kita und Tagespflege als erste Bildungsinstitution unserer Gesellschaft, in der neben der spielerischen Vermittlung von Wissen vor allem soziale Kompetenzen erlernt werden: „Gerade für die Kinder, die von zu Hause nicht die besten Bildungschancen mitbringen, ist dieser Grundstein ganz wichtig.“ Beim Bau neuer Kitas wird daher auf Standorte gesetzt, in deren Einzugsgebiet die meisten Kinder, im Besonderen die meisten sozial benachteiligten Kinder leben. Das ist angesichts des aktuellen Ost-West-Gefälles der Stadt vor allem im Osten Wuppertals der Fall.