Der Tod des Seilbahnplaners
Autor Andreas Schmidt hat in seinem neuen Buch aktuelle Themen aufgegriffen. Mit dabei sind altbekannte Figuren.
Ronsdorf. Locker drauf sein und fleißig am Schreibtisch sitzen — für Andreas Schmidt passt das sehr gut zusammen. Wenn der „Berufskiller“ (Schmidt über Schmidt) Lesungen macht, plaudert er gern über die Hintergründe seiner Fälle. Spaß hat das Publikum auch an den ungewöhnlichen Orten. Der Mann mit dem schwarzen Hut ist schon im Aquarium, im Bestattungsunternehmen und beim Krimidinner aufgetreten. Seine Fans laden ihn zu „Wohnzimmerlesungen“ ein. Oder fahren extra von Magdeburg ins Bergische Land, um ihren Lieblingsautor zu hören.
Am Anfang aber steht das disziplinierte Schreiben. Gut, dass seine Lebenspartnerin so früh zur Arbeit muss. „Ich schäle mich dann mit aus dem Bett und bin schon um 6 Uhr am Computer“, berichtet Schmidt. „Was nicht ausschließt, dass ich mich abends noch mal hinsetze, weil mir tagsüber noch etwas eingefallen ist.“
„Höhentod“ heißt sein jüngstes Buch. Das Cover ist für Wuppertaler Leser sicherlich ein Hingucker. Denn es zeigt eine Seilbahn vor düsterem Himmel. Die Geschichte allerdings beginnt in Hameln — der Stadt, in der Schmidts Verlag seinen Sitz hat. Auf einem Turm wird ein Mann erschossen. Schnell wird klar: Der Tote stammt aus dem Bergischen Land und hat dort eine Seilbahn geplant.
Andreas Schmidt über die Gründe, die Seilbahn zu thematisieren
Auch wenn Schmidt auf der säuberlichen Trennung von Wirklichkeit und Literatur besteht, hat er eine Meinung zum Thema. Als er zum ersten Mal von einer Seilbahn für Wuppertal hörte, dachte er an einen „Aprilscherz“. Inzwischen, gibt er zu, habe die Idee Form angenommen. Für die Stadt sieht er durchaus Vorteile. „Ich sehe aber auch Nachteile für die Anwohner“, sagt Schmidt. „Zum Beispiel durch die Ausdünnung des Busverkehrs.“
Die Seilbahn-Anspielung ist ein Spiel mit dem Wissen und den Erfahrungen des Lesers. „Das Thema polarisiert. Ich kann als Krimiautor zuspitzen und fragen: Was wäre, wenn ...?“, sagt Schmidt. Er habe darauf nur positive Reaktionen bekommen. Es stört ihn auch nicht, wenn Leser die Ermordung eines alten Ehepaars im Buch mit einem realen Wuppertaler Mordfall in Verbindung bringen.
Die eigentlichen Stärken von „Höhentod“ sind die unverwechselbaren Figuren und stimmigen Beschreibungen. Fans können sich auf ein Wiedersehen mit Ulbricht freuen, dem ständig schlecht gelaunten Ermittler aus Schmidts Erfolgskrimi „Das Schwebebahn-Komplott“ von 2001. Auch seine Kollegin Maja Klausen aus Hameln ist wieder mit am Start.
Im Mittelpunkt aber steht Lokalreporter Frank Dirzius, bekannt aus „Blutiges Vergessen“ (2016). Der wittert im Tod des Seilbahnplaners eine heiße Story — und gerät prompt unter Mordverdacht. „Dass er sich immer wieder in die Polizeiarbeit einmischt, ist seiner journalistischen Neugier und seinem Gerechtigkeitssinn geschuldet“, erklärt sein Autor.
Um eine atmosphärisch dichte Handlung zu liefern, hat Andreas Schmidt sorgfältig recherchiert. Auf Informationen aus anderen Büchern und dem Netz verlässt er sich dabei nicht. „Mir ist es wichtig, dass die Leser den regionalen Bezug nicht nur an den Straßennamen erkennen. Ich schaue mir die Orte an, bevor ich über sie schreibe.“ Schmidt spricht von „dreidimensionalem Erzählen“ und ist selber auf den Klütturm gestiegen, der auf den ersten Seiten von „Höhentod“ zum Tatort wird.
Nach Recherchen und Lesereisen kehrt Schmidt wieder an seinen Schreibtisch nach Ronsdorf zurück. „Ich kann hier Landei und Stadtmensch in einem sein“, sagt er mit einem Lächeln. „Freunde kann ich auf dem kurzen Weg treffen. Man hat die Infrastruktur vor der Haustür und trotzdem seine Ruhe und den Blick ins Grüne.“