Klavier, Chormusik und Rezitation

Bernd Kuschmann, Florence Milet und Amici del Canto zogen Besucher in ihren Bann.

Foto: Andreas Fischer

Das neu ins Leben gerufene Festival „Assoziationen“ kann sich über einen großen Publikumszuspruch freuen, obwohl das Programm nicht gerade pflegeleicht ist. Anspruchsvoll ist unter anderem die Auswahl an nicht einfach zu konsumierender alter und neuer Musik. Das schreckt normalerweise viele ab. Doch in Wuppertal trifft sie auf offene Ohren. So waren so gut wie alle Stühle in der Citykirche Elberfeld besetzt, als komplexe Klavier- und Chorwerke präsentiert wurden.

Die zweite Klaviersonate von Charles Ives hat es in sich. Auch als „Concord Sonata“ bezeichnet, gibt es bei ihr Bezüge zum Transzendentalismus, eine Verbindung von englischer Romantik, mystischen Vorstellungen und indischer Philosophie. Dazu spielt der Komponist mit etlichen Musikzitaten, indem er sie etwa gleichzeitig erklingen lässt. Das Rätsel um Gehalt der letzten Klaviersonate Ludwig van Beethovens, sein Opus 111, wird wohl nie vollständig gelöst werden. Tief vergeistigt, als ein Testament, als besiegelndes Bekenntnis seiner Sonaten deuten sie manche. Und Thomas Manns witzige Betrachtung über sie in seinem Roman „Doktor Faustus“ ist in die Annalen eingegangen.

Schauspieler Bernd Kuschmann, einst Publikumsliebling des Wuppertales Schauspielensembles, gelang es dank seiner in allen Belangen hohen Rezitationskunst, diesen Abschnitt außerordentlich elektrisierend vorzutragen. Florence Millet, Klavierprofessorin an der hiesigen Musikhochschule, zeigte sich diesem hohen Niveau ebenbürtig. Die beiden vielsagenden Klavierwerke spielte sie tief ausgelotet, mit großem musikalischen Spannungsbögen und einer differenzierten Anschlagkultur äußerst packend.

Auch Wuppertals Aushängeschild in Sachen Chorliteratur, der Kammerchor Amici del Canto, schlug jeden in seinen Bann. Ausnahmsweise krankheitsbedingt ohne ihren Leiter Dennis Hansel auskommend, spielten sie tadellos in unterschiedlichen Aufstellungen mit der Akustik des Kirchenraums. Stimmlich heikel arrangierte Werke a cappella aus der Barockzeit, ein gregorianischer Hymnus, ein modernes Stück von Knut Nysted und eine intuitive Nummer intonierten die Choristen ohne hörbare Intonationsschwankungen extrem homogen.

Folglich wurden alle Interpreten als Dank für diesen erstklassigen Abend mit begeistertem Applaus honoriert.