Wohnquartier Tesche Klimaschutzsiedlung entsteht in Wuppertal-Vohwinkel
Wuppertal · Anette Gericke vom Eisenbahn-Bauverein Elberfeld stellte Schülern im Bergischen Energiewendecamp die Pläne für das Wohnquartier Tesche vor.
Anlässlich der Denkwerkstatt des 6. Bergischen Energiewendecamps kommen in dieser Woche Schülerinnen und Schüler in außerschulischen Lernräumen zusammen und setzen sich vier Tage lang mit dem Themenbereich Energie, Klima und Ressourcen auseinander. Dabei erhalten sie die Möglichkeit, regionale Unternehmen und Institutionen, nachhaltige Energie- und Klimakonzepte sowie zukunftsfähige Technologien aus den Bereichen Erneuerbare Energien, Ressourcen- und Energieeffizienz und Klimaschutz in der Praxis kennenzulernen. Ein konkretes Beispiel lieferte dabei Anette Gericke vom ebv – Eisenbahn-Bauverein Elberfeld, die das Projekt Quartier Tesche in Vohwinkel vorstellte.
Der Projektstart erfolgte
bereits im Jahr 2017
An der Memeler Straße und der Nathrather Straße plant die Genossenschaft eine Klimaschutzsiedlung mit 104 Wohnungen. Vorgesehen ist, die Wärme- und Warmwasserversorgung in der neuen Klimaschutzsiedlung durch Solarthermie und Wärmepumpen durchzuführen und die Stromversorgung teilweise über Photovoltaikanlagen abzudecken. Da die Flächen auf den Dächern begrenzt sind, kann nicht der ganze Strombedarf auf diesem Weg erzeugt werden. „Wir beschäftigen uns seit vielen Jahren mit dem Quartier“, erzählte Anette Gericke den Schülern im Freiraum, Innovationslabor der Bergischen Universität an der Bärenstraße.
Projektstart war bereits im Jahr 2017. Damals informierte der ebv die Mieter über das Vorhaben und versorgte sie durch ein Umzugsmanagement mit Ersatzwohnungen. Angedacht war, dass die Mieter nach Fertigstellung der Klimaschutzsiedlung in die neuen Wohnungen ziehen können. Doch nachdem sich das Projekt nun über einen längeren Zeitraum erstreckt als geplant, „haben sich viele Mieter inzwischen umorientiert und woanders ein neues Zuhause gefunden“, so Anette Gericke. Grund für die Verzögerung war unter anderem die Tatsache, dass zunächst entsprechendes Baurecht geschaffen werden musste.
Grundlage für den neuen Bebauungsplan ist dabei der Siegerentwurf aus einem Architektenwettbewerb, der 2018 durchgeführt wurde. Planungsauflage der Stadt war damals, den stadtbildprägenden Charakter der Memeler Straße zu erhalten und nur an der Nathrather Straße zeitgemäße Fassaden zu errichten. Doch aufgrund des schlechten Zustandes der vorhandenen Bausubstanz muss auch der Altbestand an der Memeler Straße abgerissen werden, jedoch werden die neuen Häuser dort in alter Optik gebaut. Aufgrund von Verzögerungen, die unter anderem auf die Corona-Pandemie, aber auch den Fachkräftemangel zurückzuführen sei, wurde der neue Bebauungsplan erst 2022 beschlossen. Im August vergangenen Jahres konnte der ebv dann den Bauantrag stellen. „Die Baugenehmigung liegt uns allerdings noch nicht vor“, berichtete Anette Gericke.
Geplant ist nun, im vierten Quartal 2023 mit den Arbeiten im 1. und 2. Bauabschnitt zu beginnen, die Fertigstellung ist für das vierte Quartal 2025 vorgesehen. Dann können die Mieter, die derzeit im Bereich des 3. Bauabschnitts wohnen, in die neuen Häuser umziehen. Anschließend beginnen die Arbeiten im 3. Bauabschnitt.
Zum Projektkonzept gehört unter anderem auch der Einbau von energiesparenden Drei-Scheiben-Wärmeschutz-Fenstern, eine verbesserte Gebäudehülle mit hoher Dämmeigenschaft für Boden, Dach und Wände sowie die Deckung des Wärmebedarfs der Heizlast durch Luftwärmepumpen. Die Belüftung der Wohnräume erfolgt durch eine dezentrale Lüftungsanlage mit einer Wärmerückgewinnung von 80 Prozent.
Der eigene Komfortwunsch steht oft dem Klimaschutz entgegen
Auch ein Mobilitätskonzept gehört zur Klimaschutzsiedlung. In einer Tiefgarage entsteht für jede Wohnung ein Stellplatz. Zudem werden vor den Häusern Fahrradplätze installiert, mit mindestens einem Stellplatz pro Mieter. Die ÖPNV-Anbindung erfolgt unter anderem über den nahe gelegenen Vohwinkeler Bahnhof. Ideal wäre im Sinne des Klimaschutzes, „so wenig motorisierten Individualverkehr wie möglich im Quartier zuzulassen“, sagte Anette Gericke. Doch oft hätten Haushalte mehrere Autos. Und so stehe „der Wunsch nach dem eigenen Komfort oft dem Klimaschutzgedanken entgegen“.