Kneipenbesucher bemerken Veränderung

Die WZ war am Samstagabend im Luisenviertel unterwegs. Fazit: Kneipen versuchen vermehrt, auf Gäste einzuwirken.

Foto: Anna Schwartz

Luisenviertel. Seit Monaten ist der Konflikt um den abendlichen Lärm zwischen Besuchern und Anwohnern des Luisenviertels ein wiederkehrendes Thema. Erst vor gut einer guten Woche nahmen unter dem Motto „Zusammenleben im Luisenviertel“ rund 100 Interessierte an der Versammlung der Bezirksvertretung (BV) Elberfeld und der Stabstelle Bürgerbeteiligung und Bürgerengagement der Stadt teil, wo neben anderen Anliegen vor allem auch die Lärmproblematik Thema war. Tenor bei vielen: „Es hat sich nichts geändert.“ Die WZ schaute sich jetzt vor Ort um und hat sich ein Bild von der Sichtweise der Kneipenbesucher gemacht — bis um 2 Uhr in der Nacht.

Foto: Julia Wessel

Ein klassischer Samstagabend im Luisenviertel: Die Lokale sind gut besetzt, Angehörige verschiedener Generationen schlendern durch die Luisenstraße, vor dem Beatz und Kekse und der Viertelbar haben sich Menschentrauben gebildet. Doch die Zeiten, in denen die inoffizielle Altstadt Wuppertals auf ganzer Länge bevölkert wurde und dem Luisenviertel ein mediterranes Flair verlieh, scheinen zumindest an diesem Samstag weit weg.

Die Außenbereiche der Kneipen, die gerade bei gutem Wetter von vielen Besuchern genutzt wurden, werden inzwischen früher geschlossen und die Besucher aufgefordert, sich in die Lokalitäten zu begeben, um die Nachtruhe für die Anwohner zu wahren.

Langjährige Stammgäste der Kneipen sehen diese Entwicklung kritisch: „Drinnen ist Rauchverbot und draußen soll man flüstern, wenn man sich bei einer Zigarette unterhält“, so der Wuppertaler Felix Moench. „Mir persönlich nimmt das einen großen Teil Gemütlichkeit von so einem Kneipenabend. Vor allem bei dem schönen Wetter will man natürlich gern so lang wie möglich draußen sitzen.“

„Das Luisenviertel ist ja schon lange keine reine Wohngegend mehr“, stimmt seine Begleitung Silvia Theissen zu. „Bei der Menge an Kneipen vergessen wahrscheinlich viele, dass hier auch noch Leute wohnen.“

Dass sich die Lage im Luisenviertel bereits verändert hat, nehmen auch Luisa Patel und Franka Baader wahr: „Wir haben uns schon gewundert, warum im Viertel in letzter Zeit draußen nichts mehr los ist. Aber wir haben auch das Gefühl, dass grade immer mehr von den Besitzern darauf hingewiesen wird, leise zu sein.“ Die Studentinnen waren erst vor wenigen Minuten von Mitarbeitern der Gaststätte „Zum Köhlerliesel“ gebeten worden, ihr Gespräch vom Hof zurück an ihren Tisch im Innenraum zu verlagern.

Vor allem Wuppertaler Studierende genießen die besondere Stimmung im „Viertel“, wie es bezeichnend knapp genannt wird. „Das Luisenviertel hat sich eben zur Studentenmeile entwickelt und das wertet Wuppertal als Studienstandort und auch als Wohnort für junge Menschen total auf“, gibt Felix Moench zu denken. „In anderen Städten sind solche Gegenden völlig normal. Die Zülpicher Straße in Köln ist lärmtechnisch zum Beispiel noch eine ganz andere Hausnummer und da gibt’s auch Anwohner, die sich entweder damit angefreundet haben oder weggezogen sind.“

Eine endgültige Lösung für die Problematik gibt es bislang nicht. „Natürlich kann man die Sicht der Anwohner verstehen“, räumt Luisa Patel ein. „Aber es wäre schon schade, wenn die Entwicklung zur Studentenstadt darunter leidet, die wir eigentlich sehr schön finden.“