Musik Komponist Uli Johannes Kieckbusch: „Ich möchte traurig sein ohne Schuld“

Eine CD über Einsamkeit mit eigentlich sehr persönlichen Aufnahmen.

Uli Johannes Kieckbusch hat eine neue CD aufgenommen.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Der Komponist Uli Johannes Kieckbusch thematisiert in seiner neuen CD „All is Loneliness“ die Einsamkeit,64 Minuten Klaviersolos voll Sehnsucht und Tiefgang. Mit seiner neuen CD „All is Loneliness“ trifft der Komponist und Pianist Uli Johannes Kieckbusch mitten ins Herz der Zeit. Seine Sammlung erschien letzten Dezember zu einem sehr aktuellen Thema: Einsamkeit – ein Gefühl, das uns in Corona-Zeiten alle angeht.

Erst Anfang 2020 ist der gebürtige Baden-Württemberger von Balingen nach Wuppertal gezogen und wurde dort gleich von der Corona-Pandemie überrascht. Nach Beendigung seiner Lehrtätigkeit hat er sich auf die Suche nach einem neuen Lebensmittelpunkt gemacht und Wuppertal gefunden. „Paris könne jeder, Wuppertal müsse man wollen“, scherzte er bei seiner Abschiedsfeier. Gefallen habe ihm an Wuppertal, dass es so fußläufig ist und man von Kultur umgeben sei. Sein Bösendorfer Grand Piano musste natürlich auch mit. Fast hätte das jedoch nicht geklappt, denn erst mit einer spektakulären Aktion und einem Kran konnte das kostbare Instrument in die neue Wohnung gehievt werden.

Seine neue CD entstand aus dem Lockdown heraus. „Einsamkeit oder Langeweile kannte ich bislang nie“, erzählt der Pianist. Was vorher eine private Empfindung war, sei auf einmal zu einem sozialen Problem geworden, das alle betraf. „Und genau hier konnte ich etwas beitragen“, meint der Komponist. Er suchte 14 Stücke heraus, die er bereits 2017 eingespielt hatte und bündelte sie zu einer CD für diese Zeit. Eigentlich hatte er nie vorgehabt, diese sehr persönlichen Aufnahmen zu veröffentlichen. „Ich dachte, das würde niemanden interessieren“, lacht er in seiner einnehmenden Art, „aber auf einmal sprach jeder über die Einsamkeit.“

Der Titelsong ist eine
Hommage an Janis Joplin

Zwölf Stücke hat er selbst geschrieben, zwei in kreativer Weise überarbeitet. Das traditionelle Spiritual „Sometimes I Feel Like a Motherless Child“ hat Kieckbusch in unverwechselbarer Art neu arrangiert, ebenso den Titelsong „All is loneliness“, eine Hommage an Janis Joplin, die den Moondog-Song weltbekannt machte. Der Künstler interpretiert ihn hier virtuos und verlängert die Einleitungssequenz um fast zweieinhalb Minuten. Der Rest stammt aus eigener Feder, einfühlsam und melancholisch, wie „L’Absence“, die Auseinandersetzung mit der Abwesenheit einer vertrauten Person oder „Nächtens“, das eine unverkennbare Nachtstimmung vermittelt.

Zusammen ist Kieckbusch eine berührende Kompilation von Piano-Solos zum Thema Einsamkeit gelungen. Die Ideen für seine Kompositionen kommen dem Musiker oft auf seinen Reisen. Den Titel zum Stück „Quero estar triste sem culpa“ (ich möchte traurig sein ohne Schuld) fand er beispielsweise in einem Boden-Mosaik in Lissabon.

Kieckbusch‘s Klänge der Einsamkeit finden sich bei vielen Streaming-Diensten. Zu erstehen ist die CD in der Buchhandlung Klaus v. Mackensen in der Laurentiusstraße oder unter cd@kunstundmusik.com.