Brandschutz Konstrukt wie in London: Wuppertaler Hochhaus wird evakuiert
In Oberbarmen muss ein Hochhaus evakuiert werden, weil die Stadt Katastrophengefahr sieht. Die Konstruktion erinnert an den Grenfell Tower in London, wo Dutzende verbrannten.
Wuppertal. In Wuppertal-Oberbarmen ist am Dienstagnachmittag ein Hochhaus evakuiert worden. Grund: Es wurden dort ähnliche Baustoffe verwendet wie beim Grenfell Tower in London. Hier hatte ein Flammen-Inferno Dutzende Tote gefordert.
Bei dem Haus in Wuppertal handelt es sich um ein elfstöckiges Gebäude an der Heinrich-Böll-Straße, das Ende der 50er Jahre gebaut wurde. Drei Polizeiwagen und das Ordnungsamt waren ab 17 Uhr vor Ort. Die Beamten gingen im Haus von Tür zu Tür, um die Bewohner zu informieren. Die Lage stellte sich insgesamt ruhig und unaufgeregt dar. Der Umgang der Menschen miteinander sei respektvoll, berichtete unser Reporter von vor Ort.
Gegen 17.30 Uhr hatten die ersten Bewohner mit Koffern das Gebäude verlassen. Sie sollen zunächst in Wohnungen untergebracht werden, die von der Stadt eigentlich als Reserve für die Unterbringung von Flüchtlingen vorgehalten werden. WSW-Busse standen vor Ort bereit, um die Menschen zu den Unterkünften zu bringen.
In dem Gebäude gibt es 86 Wohnungen. 72 Leute sind nach Stadt-Angaben dort gemeldet. Sie werden voraussichtlich noch mehrere Wochen in den neuen Unterkünften verbringen müssen. Bevor sie zurück in ihre Wohnungen können, muss der Vermieter - eine Firma aus Berlin - die Brandschutz-Mängel beseitigen.
Dass die Bedingungen in dem Gebäude problematisch seien, habe sich bereits 2010 herausgestellt, so die Stadt. Damals gab es eine so genannte Brandschau. Feststellung: Die Fassade des Hauses besteht aus einer Holzkonstruktion, Kunststoff und einer entflammbaren Dämmung. Eine ähnliche Konstellation hatte in London dazu geführt, dass der Grenfell Tower binnen kurzer Zeit lichterloh in Flammen stand.
Weiteres Problem in Wuppertal: Der einzige Fluchtweg aus dem Haus führt über Balkone, die den Wohnungen vorgelagert sind, direkt an der gefährlichen Fassade entlang. Angesichts dieser Gesamtsituation entschied die Stadt, die Reißleine zu ziehen - und die Evakuierung anzuordnen. Sonst würde sie sich nach eigener Einschätzung strafbar machen.
Auch in der Vergangenheit hatte die Stadt nach eigenen Angaben schon versucht, die jeweiligen Hausbesitzer zu bewegen, den Missstand zu beseitigen. Problem: Das Gebäude wechselte öfter den Besitzer. Und die Kontaktaufnahme sei zeitweise schwierig gewesen. Der jetzige Eigentümer bekomme nun Post - und werde sich der Sache hoffentlich zeitnah annehmen.
Bis es so weit ist, wird das Haus versiegelt, ein Wachdienst wird vor Ort eingesetzt. Die Bewohner können jedoch unter Aufsicht auch in den kommenden Tagen und Wochen zurückkehren, um weitere Habseligkeiten zu holen. Am Dienstag durfte jeder nur einen Koffer mitnehmen. ab/ecr/ger