Wahl 2020 Thomas Kring: Mobilitätsfrage bestimmt die Agenda in Elberfeld

Elberfeld. · Thomas Kring (SPD) eröffnet am kommenden Mittwoch seine erste Sitzung der Bezirksvertretung in Elberfeld als Bezirksbürgermeister. Vorab sprach die WZ mit dem Weinhändler aus dem Luisenviertel über sein neues Amt und die damit verbundene Rolle, sowie die Themen, mit denen sich das Gremium befassen muss.

Thomas Kring (SPD) tritt die Nachfolge von Hans Jürgen Vitenius an.

Foto: Fries, Stefan (fri)/Fries, Stefan (fr)

Ist das Amt auch ein kleines Trostpflaster, weil Sie nach 16 Jahren Ihr Ratsmandat verloren haben?

Thomas Kring: Sicher. Das war etwas, was ich mit Herzblut gemacht habe und mich bemüht habe, für diese Stadt etwas zu erreichen. Die neue Aufgabe ist aber auch eine sehr reizvolle und erfüllt mich mit Stolz.

Ihr Vorgänger, Hans Jürgen Vitenius, war sehr angesehen und hat den Posten sehr moderierend ausgefüllt. Sind es große Fußstapfen, in die Sie treten?

Kring: Ja, das sicherlich. Ich bin jedoch schon eine andere Person und werde andere Akzente setzen. Aber die Aufgabe so zu erfüllen, dass man ausgleichend zwischen unterschiedlichen Interessen und politischen Strömungen wirkt, ist etwas, was er sehr gut gemacht hat. Und ich werde mich bemühen, das ähnlich gut hinzubekommen.

Sie sind als SPD-Fraktionssprecher in der BV als sehr energischer Redner bekannt gewesen. Wird es Ihnen schwer fallen, sich jetzt als Bezirksbürgermeister zurückzuhalten?

Kring: Ich bin mir der völligen Unterschiedlichkeit der Rollen bewusst und ich hoffe, dass mir das gut gelingen wird.

Werden Sie die Duelle mit Gerta Siller, der Fraktionssprecherin der Grünen und künftig ihre Stellvertreterin, vermissen?

Kring: (schmunzelt) Wenn man um den richtigen Weg in der Sache ringt, muss man auch mal diskutieren. Aber vermissen werde ich das nicht.

Welche Themen werden Elberfeld bestimmen?

Kring: Man muss natürlich die Folgen von Corona, sowohl was den sozialen Bereich angeht als auch den der Stadtentwicklung, beobachten. Die sind noch gar nicht abzusehen. Grundsätzlich liegt mir aber die weitere quartiersbezogene Entwicklung mit einem großen Schwerpunkt auf der sozialen Entwicklung am Herzen. Auf der anderen Seite ist auch die Innenstadt ein wichtiges Thema. Elberfeld ist der zentrale Stadtteil und da hat die City eine Strahlkraft für die ganze Stadt.

In den Bezirksvertretungen herrscht oft eine große Einigkeit. Bei welchen Themen könnte es in Elberfeld aber heikel werden?

Kring: Ich denke, wir haben mit der Zusammensetzung der BV, wie wir sie haben, die Chance, Elberfeld zu einem Modell von neuen Entwicklungen zur Mobilitätswende, von neuen Möglichkeiten, was Freiraum für Menschen angeht, zu machen. Ich hoffe deshalb schon, dass wir auch für Dinge, die kontrovers diskutiert werden, zu konstruktiven Mehrheiten kommen werden.

Kontrovers war es in der Vergangenheit aber auch schon, zum Beispiel bei Verkehrsthemen.

Kring: Ich bin sehr stolz, dass es gelungen ist, die Neue Friedrichstraße zur Fahrradstraße zu machen, und jetzt auch der Lückenschluss zwischen Trasse und Innenstadt kommt. Das waren schon strittige Themen vorab, bei denen man die Menschen mitnehmen musste und sich fragen musste: Wo setzen wir die Schwerpunkte? Bei der Mobilitätswende oder beim Parkraum für motorisierten Individualverkehr? Da gab es nach Diskussionen eine Mehrheit, aber eben keine einstimmige. Solche Themen werden wir weiterhin angehen, das finde ich wichtig.

Mobilität wird Sie und Ihr Gremium also weiter beschäftigen?

Kring: Auf jeden Fall! Diese Fragen werden die Agenda in den nächsten Jahren bestimmen. Die Menschen in den Quartieren fragen nicht mehr nur nach Parkraum, sondern auch danach, wie sie sich sicher dort zu Fuß bewegen können. Einen Interessensausgleich zu schaffen, ist da sehr wichtig.