Jubiläumsjahr Engels und „kommunistische Propaganda“

Wuppertal · Als der berühmte Sohn der Stadt 1844 zurück nach Wuppertal kam, war er ganz überrascht von den Entwicklungen. Er selbst zählte sich längst zu den „Oppositionsmachern“.

Friedrich Engels vertrieb die illegale Zeitung „Vorwärts“.

Foto: Stadtarchiv Wuppertal

Als Friedrich Engels 1844 nach zweijährigem Aufenthalt in Manchester wieder ins Wuppertal kam, war er beeindruckt von den Veränderungen in der Stadt. Er schrieb an seinen Freund Karl Marx: „Seit ich fort war, hat das Wuppertal einen größeren Fortschritt in jeder Beziehung gemacht als in den letzten fünfzig Jahren. (…) die Teilnahme an der Politik, die Oppositionsmacherei ist allgemein, die Industrie hat rasende Fortschritte gemacht, neue Stadtviertel sind gebaut, ganze Wälder ausgerottet worden.“

Friedrich gehörte selbst zu den „Oppositionsmachern“ und baute unverzüglich ein kommunistisches Netzwerk auf. „Was mir einen aparten Spaß macht, ist die Einbürgerung der kommunistischen Literatur in Deutschland, (…). Zeitungen, Wochenblätter, Monats- und Vierteljahrsschriften (…) Es ist doch verflucht rasch gegangen! Die Propaganda unterderhand war auch nicht ohne Früchte – jedesmal, wenn ich nach Köln, jedesmal, wenn ich hier in eine Kneipe komme, neue Fortschritte, neue Proselyten (Anhänger).“

In Paris erschien die in Preußen verbotene Zeitschrift „Vorwärts“, an der Engels selbst mitwirkte. Der Bierwirt Meyer an der Funkenstraße, laut Engels eine „kommunistische Kneipe“ und der „kommunistische Buchhändler Baedeker“ (auf dem Wall) spielten bei dem Vertrieb der verbotenen Zeitung in Elberfeld eine wichtige Rolle. Die Kneipe lag an einer schmalen Gasse am Anfang der Gathe – heute ist dort das Saturn-Kaufhaus. Hier verkehrten die Leute, die im Elendsviertel der Stadt, auf der Gathe, wohnten, und zugleich die Freunde von Engels, die fast alle dem gehobenen Bürgertum entstammten, und sich beim Vertrieb der Zeitung engagierten.

Zu ihnen gehörten etwa Wilhelm Strücker, der spätere Präsident der Handelskammer, oder Wilhelm Blank, Schwiegersohn von Caspar Wilhelm Meckel (1790-1852),  Besitzer einer der größten Seidenwarenfabriken in Deutschland, Mitglied des Stadtrates, des Kreistages und Präsident der Handelskammer. Meckels Haus am Königsplatz, dem heutigen Laurentiusplatz, in dem Wilhelm Blank, ein Freund und Schulkamerad von Engels, damals verkehrte, gehörte heute zu den schönsten erhaltenen Häusern aus dieser Zeit.

Im Juli 1844, wenige Wochen nach einem Aufstand der Weber im Riesengebirge, erschien im Pariser „Vorwärts“ auch eines der berühmtesten Gedichte von Heinrich Heine: „Die armen Weber“. Es wurde in Preußen umgehend verboten und doch auf Flugblättern verbreitet.

Im November 1844, gleich nach seiner Rückkehr nach Barmen, übersetzte Engels Heines Gedicht ins Englische. Es bildete den schwungvollen Abschluss einer Artikelserie, die er unter dem Titel „Rascher Fortschritt des Kommunismus in Deutschland“ in Elberfeld verfasste  und in der Zeitung der englischen Sozialreformer, der „Owenisten“ veröffentlichte. Zwei jahre später lernte Engels Heine in Paris persönlich kennen.

Das Gedicht von Heinrich Heine, das Engels in Barmen übersetzte, gehört zu den wenigen klassischen Gedichten, die die Schüler in der Schule kennenlernen.