Kritik an fehlenden Investitionen
WDR 5 lud zum Stadtgespräch über den „Dauerstau in NRW“. Experten sehen großen Nachholbedarf im Ausbau der Infrastruktur.
Wuppertal. Einen besseren Termin konnte der Westdeutsche Rundfunk (WDR) für seine Diskussion wohl kaum finden: Nur einen Tag vor Beginn der Sperrung der Bahnstrecke in Wuppertal befasste sich WDR 5 bei seinem Stadtgespräch am Donnerstagabend mit der Frage „Steckt NRW im Dauerstau fest?“ Wuppertal schien den Radiomachern dafür offenbar besonders geeignet, ist die B 7 am Döppersberg doch mittlerweile schon mehr als zwei Jahre gesperrt.
Zu etwa gleichen Teilen befassten sich denn auch die beiden WDR-Moderatoren — Judith Schulte-Loh und Hakan Ekemen — mit den Problemen und Defiziten auf Schiene und Asphalt, in Wuppertal und im Land. Etwa 50 Gäste verfolgten die Diskussion im Bahnhof Barmen. Als Vertreter der Bahnreisenden verwies Lothar Ebbers, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn, darauf, dass den Fahrgästen mit den derzeitigen Baumaßnahmen der Deutschen Bahn „zu viel zugemutet“ werde. Es werde gut und gerne ein Jahrzehnt dauern, bis dieser „Baumarathon“ abgeschlossen sei. Laut der Deutschen Bahn sind allein in diesem Jahr in NRW rund 1000 Baustellen geplant.
Verkehrsexperte Thorsten Koska vom Wuppertal Institut kritisierte, dass die Deutsche Bahn im Zuge der Privatisierung zu wenig in das Schienennetz und in Bahnhöfe investiert habe. Hier sei eine deutlich „aktivere Verkehrspolitik“ als bislang nötig. Mit Blick auf den Ausbau der Autobahnen in NRW warnte Koska davor, den steigenden Verkehrsbelastungen einfach immer nur „hinterher“ zu bauen. Statt die Voraussetzungen für mehr Verkehr zu schaffen, sollten Strategien entwickelt werden, wie die Verkehrsbelastung im Land nachhaltig gesenkt werden könne.
Davon konnte sich Thomas Oehler freilich nichts annehmen, als Regionalleiter des Landesbetriebes Straßen NRW muss er vielmehr für reibungslosen Verkehr sorgen. Als Ursache für die Staus auf den Autobahnen machte er zum einen den deutlich gestiegenen Lkw-Verkehr im Land aus. Durch die Laster hätten viele Brücken Schäden erlitten und müssten dringend saniert werden. Zudem müssten die Autobahnen nach einem Zeitraum von 25 bis 40 Jahren grundhaft erneuert werden. Deshalb habe man derzeit eine hohe Anzahl von Baustellen im Land.
Der Verkehrsexperte der Bergischen Uni, Felix Huber, plädierte für ein Umdenken. Bislang habe sich die Gesellschaft zu wenig um das Thema „Verkehr“ gekümmert. Zudem sei im Zuge des Aufbaus in den ostdeutschen Bundesländern zu wenig Geld in die Infrastruktur in Westdeutschland investiert worden. Das ändere sich nun erfreulicherweise.