1800 Kinder singen im Sportpark

Die Singpause bringt Grundschüler mitten im Unterricht zur Musik — und das mit vergleichsweise geringem Aufwand.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Der Rechenunterricht ist im vollen Gange. Da geht die Tür auf, Christine Modersohn kommt herein, und die Erstklässler in der Sophienschule an der Nützenberger Straße wissen: In den nächsten 20 Minuten werden sie nicht rechnen, sondern singen, Lehrer oder Lehrerin machen selbstverständlich mit.

20 Minuten später wechselt Modersohn in die nächste Klasse. So hat nach zwei Tagen jeder Schüler der Grundschule einmal aus voller Kehle gesungen. „Ich finde die Singpause so schön, weil wir immer so schöne Lieder singen und alle so toll mitsingen. Mein Lieblingslied ist: .Der Gorilla mit der Sonnenbrille’,“ sagt Batul (7).

Singpause heißt das Programm, das die studierte Kirchenmusikerin Modersohn seit Jahren an einer Düsseldorfer Grundschule betreut. Als sie 2012 mit ihrem Mann Dietrich nach Wuppertal zog, hat sie es hier eingeführt, mit der Bergischen Musikschule als Trägerin.

An acht Grundschulen arbeiten Modersohn und ihre Kollegen bis jetzt, im Herbst kommen zwei weitere hinzu. „Von dem Programm haben alle etwas“, sagt Modersohn. Die Kinder sowieso, die am Ende der Grundschulzeit 40 traditionelle und moderne Kinderlieder sowie die Noten beherrschen — der normale Musikunterricht ist ja ziemlich eingedampft worden. Die Schulen, die oft keinen Chor mehr unterhalten, haben mit ihren liedsicheren Schülern für Feste eine musikalische Bank. Und die Chöre der Stadt können sich womöglich über Zulauf freuen.

Die Singpause erreicht derzeit 1800 Schüler — und das mit vergleichsweise geringem Aufwand: 9000 Euro kostet sie pro Schule und Jahr. „Allerdings müssen wir das komplett über Sponsoren finanzieren“, sagt Renate Schlomski, die Leiterin der Bergischen Musikschule.

Alle Singpausen-Kinder kommen zu ihrem großen Jahreskonzert im Bayer-Sportpark zusammen. Zusammen proben konnten sie vorher nicht, der Aufwand für den Transport wäre zu groß. Die sechsjährige Michelle ist aber zuversichtlich: „Meine Lieblingslieder geben mir Kraft, schön zu singen. Wenn man ganz doll übt, wird man besser.“