Angela Raue: Wuppertal, Wagner und wunderbare Musik
Bayreuth ist ihre zweite Heimat – 14 Jahre lang führt sie den Wagner Verband an.
Wuppertal. Bayreuth ist für Angela Raue zur zweiten Heimat geworden. "Die Stimmung ist so wundervoll dort. Selbst wenn ich keine Karten für die Festspiele habe, gehe ich auf den Hügel - oft sind die Fenster offen und man hört das Einspielen der Musiker."
Die langjährige Vorsitzende des Wuppertaler Richard Wagner Verbands entdeckte dort sogar den Bariton Dietrich Fischer-Dieskau zu Beginn seiner Karriere am Bühneneingang. "Ich war entsetzt: Er rauchte eine Zigarette." Eine Menge Wagner-Opern hat die Seniorin in ihrem Leben gehört. Zu allen Aufführungen im Umkreis von Wuppertal fuhr die Musik-Enthusiastin und verpasste keine einzige Vorstellung des Wuppertaler "Rings" unter Friedrich Meyer-Oertel Anfang der 80er Jahre.
Dort wurde sie schließlich auch für den Wagner-Verband geworben. "Eigentlich bin ich kein Vereinsmensch", sagt sie. Aber die drei Kinder waren selbstständig geworden - so blieb wieder Zeit für andere Dinge.
Die Musik wurde Raue in die Wiege gelegt. Ihre Großmutter war Opernsängerin, der Großvater Musikdirektor. Von klein auf saß sie an der Türschwelle des Musikzimmers ihrer Großeltern, lauschte Arien und Klavierpartien. Mit zehn Jahren dann hörte sie in der Wuppertaler Stadthalle ihren ersten Fliegenden Holländer - ganz alleine, denn die Mutter war verhindert. "Ich war so versunken, überwältigt von dieser wunderbaren Musik."
Später begann sie ein Gesangs-Studium, erlebte 1955 als Stipendiatin des Wagner-Verbandes zum ersten Mal die Festspiele. Heute sucht sie selbst die Stipendiaten aus. Vier Leute kann der Verband jedes Jahr nach Bayreuth schicken, wo sie Aufführungen besuchen, Vorträge hören und im Festspielhaus hinter den Vorhang gucken dürfen.
Seit sie 1994 den Vorsitz der Wuppertaler Abteilung übernommen hat, begleitet Raue die Stipendiaten. Viele von ihnen gehören inzwischen fest zur Wuppertaler Musikszene. Für die 113Mitglieder des Wagner-Verbandes hat sie ein vielfältiges Kulturprogramm geschaffen. Fast jede Woche bietet sie Termine an: Opernaufführungen (nicht nur von Wagner), Ausstellungsbesuche, einen gut besuchten Jour fixe und Reisen zu besonderen Vorstellungen in ganz Deutschland und den Nachbarländern.
Viel Zeit kostet diese Organisation. Deshalb hat sich Raue jetzt entschieden, den Vorsitz an ihren Stellvertreter Gerald Bunge abzugeben. "Ich möchte meine beiden Enkel in Wiesbaden öfter sehen" - bisher scheiterten die Besuche häufig an den Wagner-Terminen. Außerdem warten Fotos aus 14 Jahren darauf, eingeklebt zu werden. Bei den wichtigen Opern-Premieren jedoch ist Raue auch weiterhin dabei. Und sie wird natürlich auch wieder Karten für Bayreuth bestellen.