Kammerchor Elberfeld Anspruchsvolles Programm in der Erlöserkirche
Der Kammerchor Elberfeld widmete sich der Fünfstimmigkeit a cappella.
Leichte und schwere Literatur für vierstimmige Chöre gibt es en masse. In den Notenbibliotheken gibt es aber auch etliche bis zur Doppelchörigkeit (achtstimmig) und darüber hinaus. In der Erlöserkirche widmete sich nun der Kammerchor Elberfeld der Fünfstimmigkeit a cappella, für die seit der Barockzeit nicht mehr häufig geschrieben wird.
Ein populäres Beispiel ist Johann Sebastian Bachs Motette „Jesu meine Freude“ (BWV 227), seine einzige Komposition für diese Besetzung. An diesem elfteiligen Opus haben sich schon viele Vokalensembles die Zähne ausgebissen. Denn die sechs Choräle (darunter zwei freie), die jeweils beiden Spruchmotetten und Terzette sowie die zentrale Fuge sind äußerst komplex aufgebaut. Etwa alternieren zwei verschiedene Textschichten, das Adagio „Wer aber Christi Geist nicht hat“ ist chromatisch angelegt, auch Satztechniken aus der Orgelmusik kommen vor. Ganz hohe Anforderungen stellt Bach also an die Sänger. Deswegen wagen sich an ihr in der Regel nur top-semiprofessionelle und professionelle Chöre heran.
Chortradition wird
großgeschrieben
In England wurde und wird die Chortradition großgeschrieben. Ein Beispiel dafür sind die vielen Chorfestivals seit rund zwei Jahrhunderten. Fast alle Komponisten dieses Landes trugen und tragen dieser Tradition Rechnung, so auch Benjamin Britten mit seiner „Hymn to St. Cecilia“. Das dreiteilige Werk ist kein richtiger Lobgesang an die Schutzpatronin der Musik. Es geht vielmehr um die Darstellung von Ängsten und leidvollen Seelenzuständen. Der Musik kommt eine erhebende, tröstende Rolle zu.
Um diese Stimmungsbilder plausibel zum Ausdruck zu bringen, sind sichere und ausgewogene Stimmen vonnöten. Sopranistin Eva-Katharina Horn wurde diesem hohen Anspruch mit ihren solistischen Einlagen voll gerecht.
Außerdem kamen Carl Martin Reinthalers Vertonung des 126. Psalms („Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird“), Giuseppe Verdis „Pater noster“ und den mit Tönen versehenen Psalm 116 („Das ist mir lieb“) aus der Feder von Heinrich Schütz zur Aufführung.
Es ist wahrlich nicht leicht, solch ein anspruchsvolles Programm kultiviert über die Bühne zu bringen, zumal ohne Instrumentenbegleitung. Denn oft hapert es an einer korrekten Tongebung. So musste Georg Leisse, künstlerischer Leiter des Kammerchors, die Vorträge immer wieder unterbrechen und mittels Stimmgabel die Sänger neu einstimmen. Denn die Intonation sackte. Dennoch konnten die musikalischen Inhalte anschaulich vermittelt werden. Folglich gab es einen lang anhaltenden, begeisterten Schlussapplaus.