Kultur Breker-Skulptur verlässt Wuppertal
Wuppertal. Arno Breker und seine Skulpturen sind ebenso bekannt wie umstritten. War Hitlers Lieblingsbildhauer selbst ein Nazi, ein bestürzend unpolitischer Künstler oder jemand, „der in seiner 73-jährigen großartigen künstlerischen Karriere eben sieben Jahre für den falschen Auftraggeber gearbeitet hat“, wie es ein Bewunderer gegenüber der WZ formulierte?
Wuppertal. Arno Breker und seine Skulpturen sind ebenso bekannt wie umstritten. War Hitlers Lieblingsbildhauer selbst ein Nazi, ein bestürzend unpolitischer Künstler oder jemand, „der in seiner 73-jährigen großartigen künstlerischen Karriere eben sieben Jahre für den falschen Auftraggeber gearbeitet hat“, wie es ein Bewunderer gegenüber der WZ formulierte?
In seiner Heimatstadt Wuppertal erinnert die schlanke „Pallas Athene“ vor dem Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium an den Künstler. Ein anderes Werk Brekers (1900 — 1991) hat dagegen die Stadt klammheimlich verlassen. Für das Grab seiner Eltern auf dem Friedhof an der Hochstraße hatte er eine Skulptur erschaffen. „Eine steinerne Plastik in Form einer antiken Amphore“, wie Wolfgang Stock in seinem Buch über Wuppertaler Friedhöfe schreibt.
Zuletzt, so war zu hören, habe der Zustand des Grabes aber merklich gelitten. „Es war richtig ungepflegt“, klagt Joe F. Bodenstein vom Museum Arno Breker im Schloss Nörvenich, der im Juni von der Friedhofsverwaltung Klärung verlangte. Auch die Hinterbliebenen Brekers kritisierte er im Gespräch mit der WZ, „die sich um das Grab endlich kümmern sollen, anstatt es einebnen zu lassen“. Kontakt mit der Witwe und der Tochter Brekers, die in Düsseldorf leben, habe er allerdings nicht aufgenommen.
Warum? Das wird im Gespräch mit Carola Breker deutlich. Das Verhältnis zwischen Bodenstein auf der einen und der Arno-Breker-Gesellschaft sowie der Familie Breker auf der anderen Seite sei sehr gespannt, so die Tochter aus Brekers zweiter Ehe mit Charlotte Kluge. Sie deutet Erbstreitigkeiten als Grund an. Bodenstein ist Brekers Galerist und Verleger gewesen und hat möglicherweise auf den Nachlass gehofft. Die Kritik, die Brekers ließen das Grab verwahrlosen, „sei nur ein weiterer Versuch, die Familie zu diffamieren“. Der Mann aus Nörvenich wollte sich gegenüber der WZ nicht mehr dazu äußern.
Carola Breker löst auch das Rätsel um das Grab: „Der Vertrag läuft Ende des Monats aus.“ Der Besitzer, Brekers Neffe, der noch in Wuppertal lebt und dessen Eltern mit in dem Familiengrab liegen, habe sich entschlossen, das Grab aufzulösen. Eine private Entscheidung, die die Familie in Düsseldorf mittrage. „Die Skulptur, um die sich Herr Bodenstein sorgt, haben wir schon abtransportiert“, erklärt Carola Breker. Bald soll sie auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof am Grab ihres Vaters aufgestellt werden.
Zu dessen Rolle während der NS-Zeit wollte sie sich nicht äußern. Das sei in der Kürze der Zeit nicht möglich und habe außerdem nichts mit dem Grab zu tun: „Dafür müssen Sie bitte Verständnis haben.“
In Wuppertal hatte es zuletzt 2003 Diskussionen um Breker gegeben. Unbekannte hatten damals die Pallas Athene vom Sockel gestoßen — wohl als Protest gegen den Irak-Krieg. Nicht wenige Stimmen forderten damals, sie nicht wieder aufzustellen. Vergeblich: Seit 2005 empfängt sie wieder die Schüler des WDG.
Auch Michael Okroy, Literatur- und Sozialwissenschaftler, sieht Breker kritisch. Die Pallas Athene wieder aufzustellen, sei aber die richtige Entscheidung gewesen. „Mir ist wichtig, dass sich vor allem die Jugendlichen damals mit dem Thema auseinandergesetzt haben“, so der Autor der Broschüre „Streitpunkte“, die am Beispiel von 20 Wuppertaler Denkmälern Kontroversen aus Politik, Geschichte und Kultur beleuchtet.
Als reiner Bildhauer sei Breker unumstritten, sagt Kulturdezernent Matthias Nocke, anders sehe das für seine politische Haltung aus. Für Okroy war Breker „ein Opportunist, der bereitwillig die Förderung durch den NS-Staat annahm“. Dem zu widerstehen, „hätte einer menschlichen Größe bedurft, die Breker ganz sicher fehlte“. Er räumt ein, dass das heute einfach zu sagen sei. „Aber gerade aus heutiger Sicht, mit unserem Wissen und unserer Erkenntnis muss man klare Maßstäbe setzen für das, was wir für ethisch und moralisch verantwortbar halten.“