Cédric Pescia in Elberfeld: Ein Meister am Piano

Elberfeld. Kein Zweifel: Sein Programm schreckte wohl manchen Klavier-Fan, und so blieb der sonst gut besuchte Mendelssohn Saal der Stadthalle beim 5. Konzert im Bayer-Klavierzyklus zur Hälfte leer.

Dabei verpackt der 1976 in der Suisse Romande geborene Cédric Pescia die neuere Musik von Karlheinz Stockhausen und Heinz Holliger („Elis“, 1961) durchaus geschickt zwischen anmutigen Schumann-Stücken.

Denn ohne Pausen gleitet er vom flatterigen, frühen Schumann-Papillon, dem er auch das derbe Ausholen nicht verwehrt, zum im Diskant hart gehämmerten oder auch zart klopfenden „Skorpion“ aus Stockhausens „Tierkreis“ (1975).

Nach Schumanns empfindsamem Spätwerk „Gesänge in der Frühe“ wirken Holligers Zwölfton-Nachtstücke — mit im Flügelinneren gezupften Saiten — zunächst schrill und abgründig, bevor sie der Pianist vollmundiger und bewegter, fast mit impressionistischer Leichtigkeit aufschimmern lässt. Diese Kontrastfreude vermisst man bei Franz Schuberts großer G-Dur-Sonate (D 894) ein wenig. Der differenzierende Anschlag wirkt oft plakativ, nicht immer von der Musik ausgehend empfunden. Mit viel Pedal intoniert Pescia die drei Themen des Kopfsatzes, die episch-mystische Stimmung kommt dabei zu kurz.

Schroff und zart ist der Ausdrucksgehalt des liedhaften Andante, den Pescia mit weicher Klangfülle gut trifft. Im übermütigen Menuetto dürfte auch im Piano pointierter artikuliert werden. Doch der Finalsatz, das meisterliche Allegretto als freies Rondo mit seinen Ohrwurm-Qualitäten, verdient höchste Anerkennung für eine pianistische Meisterleistung. Und wie einen flüchtig hingehauchten Moment lässt Pescia das den Satz durchziehende Hauptthema im Pianissimo verklingen.