Craggs 6200-Kilo-Skulptur geht auf die Reise
Eine Koproduktion aus Wuppertal und Düsseldorf: „Caldera“ von Tony Cragg wird auf den Salzburger Festspielen ausgestellt.
Wuppertal. Geradewegs ins Innere von "Caldera", dem bronzenen Kraterkessel des Wuppertaler Bildhauers Tony Cragg , hat es Karl-Heinz Schmäke beim Fototermin gezogen. Seit 20 Jahren arbeiten der Düsseldorfer Schmäke und der Wuppertaler Cragg zusammen. Beide lieben die millimeter-genaue Arbeit, selbst wenn es sich um ein gewichtiges Werk von 6200 Kilogramm handelt. "Tony ist zu uns gekommen, und wir haben uns von Anfang an gut verstanden."
Das fünf Meter hohe Werk ist für die Salzburger Festspiele gedacht. Der Künstler ließ es in seiner ehemaligen Panzerhalle in Wuppertal entwickeln. Aus ersten Zeichnungen entstanden ein Styropor-Modell und ein Kunststoff-Abguss. Letzteren goss Schmäke in 40 Einzelteilen in Bronze, ließ das Ganze verschweißen, polieren und verladen.
Nach 22 Uhr, wenn Schwerlaster die bundesdeutschen Autobahnen benutzen dürfen, begann am Sonntag die Fahrt gen Süden. Am Dienstag wurde Schmäke "Caldera" in Salzburg in Empfang nehmen und mit seinen Helfern aufbauen. "Tony" habe ihm die Aufstellung übertragen, er selbst befindet sich im Urlaub in Schweden, um Kräfte für die kommenden Monate zu tanken.
Cragg beschäftigt in Wuppertal an der Lise Meitner Straße ein Team mit 15 Mitarbeitern, um all seine Projekte auszuführen. Parallel dazu verwirklicht er auf dem Areal der ehemaligen Lackfabrik Herberts ein Gesamtkunstwerk aus Natur und Kunst. Und im Wintersemester warten die Studenten auf ihren Professor in Düsseldorf.
Auf dem großen Gelände Im Liefeld in Düsseldorf lässt aber auch Schmäke ahnen, was in den nächsten Monaten auf ihn zukommt. Der Kunstgießermeister, der seine Firma in dritter Generation führt, ist gefragt. Er hat den Betrieb mit 30 Mitarbeitern, darunter Metallformer, Wachsgießer und Ziseleure, zur größten Kunstgießerei Deutschlands entwickelt. Er sagt: "Es gibt viele kleine Kunstgießereien oder Industriegießereien mit Kunstguss-Abteilungen. Aber wir haben noch nie etwas anderes als Kunst hergestellt. Deshalb ist es uns auch gelungen, namhafte Bildhauer an uns zu binden."
Ein Gang durch die Werkstatt beweist dies. Jörg Immendorffs lesender Affe steht draußen im Regen. In der Werkstatt bilden zwei bunte "Königskinder" die Vorhut des Großauftrags von Markus Lüpertz für den Medienhafen. Einmal im Jahr fliegt sogar Luise Kimme aus Tobago ein, um bei Schmäke gießen zu lassen.