Immer am Ball: Hermann Schulz reist nach Afrika
Autor Hermann Schulz feiert heute seinen 70. Geburtstag – und beschenkt sich mit einer Reise. Ziel ist eine Fußball-Geschichte.
Wuppertal. Während andere Menschen in seinem Alter womöglich im Lehnstuhl sitzen, reist Hermann Schulz nach Afrika. Kurz nach seinem 70. Geburtstag, den er heute feiert, macht sich der Wuppertaler Autor auf den Weg nach Tansania. Sein neuer Roman drängt ihn dorthin: "Ich habe die Geschichte im Kopf, aber ich weiß noch zu wenig vom Leben afrikanischer Kinder. Also begleitet er eine Woche lang die Kinder auf den Spielplatz, in die Schule und nach Hause. Eine Fußball-Geschichte soll es werden.
Zweimal schon besuchte Schulz die frühere Sklavenhandelsstadt Bagamoyo (deutsch: "Leg nieder Dein Herz") und lernte dort das heute 14-jährige Zwillingspärchen Nelson und Mandela kennen. Die beiden sollen die Hauptfiguren seines Romans werden. Die groben Züge der Handlung hat er schon im Kopf, einzelne Kapitel sogar schon aufgeschrieben. "Aber es fehlt die Mentalität - Visionen, Träume der Kinder."
Und auch das zweite aktuelle Projekt des Wuppertaler spielt in Afrika, einige Kilometer weiter südlich in Dar es Salaam. Es wird eine sehr persönliche Geschichte: "Kurz vor der Abreise nach Deutschland verkaufte mein Vater, damals schon schwer krank, sein Gewehr für drei Säcke Kaffee", erzählt der Autor, dessen Vater kurz nach seiner Geburt starb. Die Mutter konnte von einem Sack Kaffee eine Wohnung beschaffen, vom zweiten Möbel dafür und für den dritten Sack kaufte sie ein Klavier.
Diesen Tag des Kaffeekaufs Ende der 30er Jahre will Schulz schildern. So setzt er sich im Alter nochmals mit seinen Eltern, einem Missionars-Ehepaar, auseinander. "Man merkt erst jetzt, welche Bedeutung die Kindheit für die Weichenstellung im Leben hatte."
Zuhause verläuft der Alltag in festen Bahnen. Schulz steht früh auf, setzt sich für vier oder fünf Stunden an den Schreibtisch. "Wenn ich richtig anfange, schreibe ich von vorne nach hinten durch", sagt er. "Es ist ein unglaubliches Privileg, morgens nicht ins Büro zu müssen."
Seit 2001 genießt der ehemalige Leiter des Peter Hammer Verlags diesen Luxus. Ist der Computer heruntergefahren, widmet sich der 70-Jährige der Gartenarbeit. Gerade hat er neu einen kleinen Acker angelegt, auf dem im kommenden Jahr Gemüse wachsen soll. Ein Kinderbuch über Ernährung, von "Brot für die Welt" initiiert, gab den Ausschlag. "Seitdem koche ich richtig, esse Vollkornbrot und kaufe im Bioladen. Ich merke, wie mir das körperlich sehr gut tut." Im August soll "Schmeckt’s?" beim Sauerländer-Verlag erscheinen.
Sehr häufig ist Schulz auch in Schulen zu Gast und liest aus seinen Büchern. "Die Kinder sind viel disziplinierter, als ich gedacht habe. Sie sind bereit, aufmerksam zuzuhören und nachzudenken." Trotzdem fällt dem Autor, der vor allem für Kinder schreibt, auf, wie viele Mädchen und Jungen heute mit ihren Problemen allein gelassen werden. In vielen seiner Bücher taucht dieser Hunger der Jugendlichen nach Nähe, Anleitung und Anerkennung von Erwachsenen auf - unabhängig davon, in welcher Zeit und Kultur die Geschichte spielt.
Bei allen Plänen sieht der vierfache Großvater den 70. Geburtstag doch als Wegmarke für sich: "Wie viel Power hast Du noch? Was machst Du jetzt noch?" Neben neuen Buchprojekten arbeitet Schulz schließlich auch noch im P.E.N.-Club und im Schriftstellerclub mit. Und die frisch renovierte Wohnung in Hatzfeld bietet nun Gemütlichkeit für viele weitere Jahre.