Reinhold Schreyer-Morlock: Servus Wuppertal – Hallo Wiesbaden
Der Sänger verlässt die Wuppertaler Bühnen. Den Opernsänger zieht es nach Hessen – in ein größeres Ensemble.
Wuppertal. Bücher und Noten sind in Kartons verpackt, ein Spezial-Transporteur für den Flügel ist bestellt und die Wohnung gekündigt. Reinhold Schreyer-Morlock ist auf dem Absprung. Gerade noch hat er die letzten Vorstellungen für die Wuppertaler Bühnen absolviert, da beginnen für den Bariton schon die Vorproben für die neue Spielzeit in Wiesbaden. "Das ist ein bisschen schade, weil ich von den Kindern wenig mitbekomme."
Schließlich sieht der Sänger seine Familie mit den beiden Kindern als seinen Hauptarbeitsplatz. Für sie, insbesondere auch wegen der hervorragenden Lehrerin seiner Tochter Hanna (5), tut ihm der Weggang Leid. "Für die Kinder ist das scheußlich." Vor allem was das Wetter betrifft weint Schreyer-Morlock Wuppertal keine Träne nach. "Nach drei Jahren Regen freue ich mich auf das Schönwetter-Eck in Wiesbaden."
Zudem das Opernhaus dort einem jungen, ehrgeizigen Sänger mehr zu bieten hat als Wuppertal: Das Ensemble ist rund drei Mal so groß, dadurch kann er sich mehr auf die zu seiner Stimme passenden Partien konzentrieren. So warten dort Paraderollen wie der Papageno aus der "Zauberflöte" oder der Masetto im "Don Giovanni": "Ich habe Glück, dass das ein Repertoire-Theater mit vielen großen Opern ist."
Außerdem hat Wiesbaden den Vorteil, dass die Großeltern dort näher sind. Schließlich ist Schreyer-Morlock bei Schwäbisch Hall aufgewachsen und hat - ebenso wie seine Frau - in Stuttgart Gesang studiert. "Wir sind beide froh, wieder in den Süden zu kommen." Viele Freundschaften haben sich dort erhalten, und auch Konzertorganisatoren buchen gerne das Paar für Oratorien oder Liederabende. "Ich wollte eigentlich Konzertsänger werden."
Zudem liegt Wiesbaden für einen Sänger günstig nahe am Flughafen und zentral zu Frankfurt und Köln. Architektonisch punktet die Stadt ebenfalls. "Dafür war es schwer, dort eine Wohnung zu finden." Jetzt sind gerade die Handwerker dabei, das neu gekaufte Domizil den Wünschen entsprechend herzurichten. Kindergarten-Platz und Schule sind organisiert, und die Familie hofft sogar noch auf ein paar Tage Urlaub an der Nordsee. Dann geht es Schlag auf Schlag: "Drei Tage packen, einen Tag umziehen, einen Tag ausräumen", lautet der ehrgeizige Plan des Sängers. Schränke und Betten baut der Handwerkersohn selbst auf. Schließlich wollte er früher mal Schreiner werden.