Wuppertaler Film Das Erbe der Pina Bausch lebt

Anne Linsel drehte eine Dokumentation zum zehnten Todestag der Choreographin.

 Eine Szene mit dem Ensemble aus „Palermo Palermo“ von Pina Bausch.

Eine Szene mit dem Ensemble aus „Palermo Palermo“ von Pina Bausch.

Foto: Oliver Look / Tanztheater Pina Bausch/Oliver Look

Anne Linsel hat schon mehrere Filme über Pina Bausch gedreht, gerade ihren jüngsten fertiggestellt. „Das Erbe der Pina Bausch“ sollte eigentlich am 30. Juni, wenn sich der Todestag der großen Choreographin zum zehnten Mal jährt, in Wuppertal gezeigt werden. Organisatorische und rechtliche Gründe lassen das jedoch nicht zu. Hinter dem neutralen Titel des Films steht natürlich die Hoffnung, dass das Erbe lebendig gehalten wird. Die Filmemacherin und Journalistin Linsel ist optimistisch: „Zehn Jahre nach der Zäsur ist die Trauer noch da, aber sie verwandelt sich langsam in eine Aufbruchstimmung.“

Im Januar haben sie losgelegt, Anfang April waren rund 30 Stunden Rohmaterial beisammen, begannen die Arbeiten im Studio, um am Ende 52 Minuten Film heraus zu kristallisieren. Die Dokumentation sollte eigentlich Ende Juni bei einer Matinee in Wuppertal gezeigt werden sowie im Theatre de la Ville in Paris. Dort wird an diesem Tag auch „Bon voyage, Bob“, so der Titel des „Neuen Stücks 2“ von Alan Lucien Øyen, aufgeführt. Nun aber bringt Arte den Film erst am 3. Juli.

Und die Wuppertaler können sie in der Pina-Bausch-Nacht des Tanztheaters am 3. Oktober im Opernhaus sehen. ZDF/Arte ist auch der Auftraggeber der Produktion, an der Filmemacher Jörg Adolph mitgewirkt hat, die Linsel mit Kameramann Klaus Sturm und Toningenieuren umgesetzt haben. Ihr Ziel: Aufzuzeigen, wie die Comagnie die letzten zehn Jahre weitergearbeitet hat. „Wir blicken zurück, aber auch in Gegenwart und Zukunft“, erklärt Linsel, denn es gehe darum, das Werk lebendig zu erhalten, indem erfahrene Tänzer ihr Wissen an die jungen Tänzer weitergeben. Zugleich müsse Neues gewagt werden, kämen neue Arbeiten hinzu. Intendantin Bettina Wagner-Bergelt habe von zwei Drittel Wiederaufnahmen und einem Drittel Neuem im Programm gesprochen. Linsel: „Also wird es im nächsten Jahr wohl ein neues Stück geben.“

Wichtigste Mitwirkende
waren die Tänzer

Drehorte des Films waren die Lichtburg, das Opernhaus und die Pina Bausch Foundation in Barmen, das Théâtre de la Ville in Paris und das „Sadler’s Wells“ in London. Wichtigste Mitwirkende waren natürlich die Tänzer, die bei den Proben zu „1980“, „Arien“, „Palermo, Palermo“ und „Bon voyage, Bob“ gefilmt wurden. Øyens Stück sah das Team anschließend auch bei der Aufführung in London, wo ein anderer Teil des Ensembles zuvor „Seit sie“ auf die Bühne gebracht hatte. Linsel: „’1980’ ist ein grandioses Stück Pinas, das zentrale Bedeutung für ihr Schaffen hat, weil es einerseits den Tod des gerade verstorbenen Partners und Bühnenbildners, Rolf Borzik, verarbeitet, ein Stück über den Tod ist. Zugleich geht es aber auch über das Leben, vermittelt Lebensfreude.“ Auch Øyens Stück kreise immer wieder um das Thema Tod. Linsels Dokumentation beschäftigt sich also mit dem Todestag der Choreographin und zugleich deren eigenem Erleben des Todes sowie dem gestalterischen Umgang Øyens damit.

Die Liste der Interviewpartner und Zeugen, die die Filmemacherin befragt hat, ist lang. Peter Pabst, Mechthild Großmann, Dominique Mercier, Lutz Förster, Salomon Bausch, Alan Spaulding, Emmanuel Demarcy-Mota, Bettina Wagner-Bergelt, (weitere) frühere und aktuelle Tänzer stehen darauf. Besonders freute sich Linsel über die Offenheit der Tänzer. „Das Ensemble war angenehm und unkompliziert. Es probte, als wären wir gar nicht da.“ Sie lobt: „Das Tanztheater hat uns sehr unterstützt.“

„Ich bin dankbar, dass ich das nochmal machen durfte“, blickt die Filmemacherin auf die Produktion zurück: „Dieser Film ist auch noch einmal ein Dank an Pina Bausch – durch sie und ihre Werke wurde mein Leben bereichert“, sagt sie. Am 30. Juni wird sie vielleicht nach Paris reisen, um dort an einer Gedenkveranstaltung teilzunehmen, bei der auch ihr 45-minütiges Filmporträt „Pina Bausch“ von 2006 gezeigt werden soll, in dem die Künstlerin auch selbst zu Wort kommt.