Sommerferienkurs der Theaterschule des Kinder- und Jugendtheaters Freude am Theaterspiel spielerisch vermitteln

Im Sommerferienkurs der Theaterschule des Kinder- und Jugendtheaters spielen Kinder das Stück „Die rote Zora“ - und lernen etwas über Zusammenhalt.

Streit um den Fisch: (v.l.) Noah, Luisa und Mia in Aktion. 

Foto: Bartsch,G. (b13)

Der Theatervorhang fehlt, die Kostüme auch. Aber das ist unwichtig. Die sieben Kinder sind mit Feuereifer bei der Sache, bauen mit großen Holzklötzen Marktstände auf, an denen sie Pappfische verkaufen, gehen – die Schutzmannkappe auf dem Kopf – gemessenen Schrittes auf Streife. Wenn sie nicht gerade hinter vermeintlichen Dieben hinterherrennen müssen. Schließlich werden Episoden aus dem Stück über die rote Zora, ihre Bande und den Neuzugang Branko aufgeführt. Was immer wieder zu Streichen und anschließender Verfolgung durch die linkischen Hüter der Ordnung führt. Willkommen in einem Sommerferienkurs der Theaterschule des Wuppertaler Kinder- und Jugendtheaters.

Etwa 700 Anmeldungen zählt die Theaterschule im Jahr, sagt der künstlerische Leiter und kommissarische Geschäftsführer des Kinder- und Jugendtheaters, Lars Emrich, nicht ohne Stolz. Ziel der Schule ist nicht etwa die Rekrutierung von Schauspielernachwuchs. Nein, es gehe um Körperbewusstsein, Teamarbeit, das Erzählen von Geschichten, Mimik und Gestik, die gefördert werden sollen, erklärt Emrich. Das sieht auch Siegfried Bast so. Dem Theaterwissenschaftler und Schauspieler geht es darum, seine Freude am Spiel zu vermitteln und andere Menschen zum Spielen zu bringen.

Für die Viert- bis Sechstklässler, die der Kursleiter diese Woche unterrichtete, hatte er Kurt Helds Kinderbuch „Die rote Zora“ ausgesucht, weil es zu seinen eigenen frühen Lieblingsbüchern zählt und gut zur Altersgruppe passt. Außerdem sei „das Thema des Stücks, das durch dick und dünn Zusammenhalten, natürlich auch wichtig“, und enthalte die Geschichte viele gute Charaktere.

Das wissen seine jungen Schülerinnen zu schätzen. „Das Stück hat viele Rollen, so dass jeder seine Wunschperson findet und weitere spielen kann“, spricht die elfjährige Luisa den anderen aus dem Herzen. Sie selbst und die neunjährige Malin wechseln sich zum Beispiel als rote Zora ab. Lieblingsrolle des elfjährigen Noah dagegen ist eindeutig der Polizist, und die neunjährige Rahel schwankt zwischen Nicola und Gorian.

Eine Geschichte über den Zusammenhalt in der Gruppe

Die Geschichte um den Waisenjungen Branko, der wegen eines angeblich gestohlenen Fischs im kroatischen Küstenort Senj verhaftet, aber von der roten Zora und ihrer Bande befreit und in die Gruppe aufgenommen wird, kannten fast alle schon vor dem Kurs – aus Film oder Buch. Sie gefällt, weil sie für den Zusammenhalt in der Gruppe stehe, die sich auch nach einem Streit wieder vertrage, erklärt die zwölfjährige Lara.

Fünf Tage dauerte der Kurs, startete mit dem Vorlesen einzelner Passagen und kleineren Übungen. Die teilweise schon in anderen Theaterkursen erprobten jungen Schauspieler stellten einzelne Charaktere in einer für sie typischen Pose dar. Sie imitierten den Gang über eine Felswand oder über eine Dornenhecke. Kopfbedeckungen unterstützten beim Finden der Körpersprache. „Sie machen was mit ihrem Träger, er geht gleich anders“, verrät Bast.

Texte lernen mussten die kleinen Schauspieler nicht, dafür viel improvisieren, erklärt die elfjährige Emily. Wenngleich das Auswendiglernen von Texten auch kein Problem darstelle, erzählt Rahel, „besonders, wenn sie interessieren“, ergänzt die zehnjährige Mia. So oder so: Das Ensemble beherrscht seine Texte.

Gemeinsam wurden die neun Szenen des Stücks zusammengestellt, entschieden, wer welche Rollen übernehmen sollte. „Ein spielerischer Angang ohne Textheft, der darauf vertraut, dass sich vieles über Bewegung besser einprägt“, erklärt Theaterpädagoge Bast. Geprobt wurde gemeinsam oder parallel in kleineren Gruppen. Der hohe Raum im zweiten Obergeschoss der ehemaligen Hosenträger- und Gürtelfabrik Wilhelm Ostermann an der Margaretenstraße, Heimstatt der Theaterschule, bietet genug Platz.

Die Aufführung mit Publikum, krönender Abschluss eines jeden Kurses, musste diesmal entfallen. Die Coronakrise erforderte nicht nur Schutzmaßnahmen im Umgang miteinander, sondern führte auch dazu, dass das Erarbeitete am Freitag gefilmt wurde, um später den Eltern zuhause privat gezeigt zu werden.

„Was auch ein Abschluss ist“, meint Bast. Und etwas Besonderes dazu. Die Kinder nehmen aber nicht nur den Film, sondern viel mehr mit: Selbstvertrauen, neue Freunde, den Wunsch, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein. Eine besondere Erkenntnis hat Noah im Gepäck: „Dass ich nicht mehr so traurig bin, als einziger Junge unter lauter Mädchen zu sein“, freut er sich.