Die Kunst der Kooperation: Literaten haben viele Seiten

Bergischer Lese-Stoff und brasilianische Armut: Das Literaturhaus setzt auf Lesungen, Musik und Gemälde.

Wuppertal. „Warum wir Günter umbringen wollten“, erfährt das Publikum im Literaturhaus. Dort wird auch verraten, weshalb „Kein Lachen vor Mittag“ angesagt ist. Und wer „Memoiren zweier Jungvermählter“ entdecken möchte, sollte ebenfalls die Tür zur Friedrich-Engels-Allee 83 wählen. Kurz gesagt: Das Herbst- und Winter-Programm des Wuppertaler Vereins lässt Gedrucktes hörbar werden.

Bei der ersten Lesung lässt Brasilien grüßen: Luiz Ruffato ist einer der bekanntesten zeitgenössischen Autoren seines Landes. In Wuppertal stellt er zwei Romane („Es waren viele Pferde“ und „Mama, es geht mir gut“) vor, in denen er sich mit der Armut und Gewalt vor allem in der Hauptstadt Sao Paulo auseinandersetzt. Neben Luiz Ruffato sind am Dienstag, 22. Oktober, um 19.30 Uhr auch Michael Kegler (Übersetzung) und Andreas Bialas mit von der literarischen Partie — er liest den deutschen Text. Hermann Schulz moderiert die Veranstaltung, die eine Kooperation mit dem Literaturbüro NRW und dem Kultursekretariat NRW ist.

Acht Tage später ist Hermann Schulz erneut zu Gast im Literaturhaus — diesmal als Hauptakteur. Der Wuppertaler Schriftsteller, der am Mittwoch, 30. Oktober, um 19.30 Uhr sein neues Buch („Warum wir Günter umbringen wollten“) vorstellt, spannt also quasi den Bogen von Brasilien bis ins Bergische Land.

„Das Programm ist eine gute Mischung aus Veranstaltungen mit Wuppertaler Autoren“, betont Vereinsvorsitzende Anne Linsel. International, aber auch heimatliebend zeigt sich das Literaturhaus-Team, das vor allem Wuppertaler Künstlern ein Forum geben möchte.

Ein herausragender Vertreter der lokalen literarischen Zunft — Hermann Schulz — präsentiert am 30. Oktober sein soeben im Aladin-Verlag erschienenes Werk, das von Jugendlichen im Wendland erzählt, die den geistig behinderten Günter umbringen wollen, weil sie fürchten, dass er sie an die Erwachsenen verraten könnte. Es ist eine Geschichte aus dem Jahr 1947 — von Einheimischen, Flüchtlingen und einem ehemaligen SS-Mann, der die Jugendlichen berät.

Weiter geht’s mit einem „fantastischen Reisebericht für zwei Stimmen und Akkordeon“. Ganz nach dem Motto „Kein Lachen vor Mittag“ gehen die Schauspieler Caroline Keufen und Olaf Reitz gemeinsam mit der Musikerin Ute Völker auf Forschungsreise durch das Bergische Land. Die grotesk-liebevolle Hommage an Wuppertal findet am Mittwoch, 6. November, um 19.30 Uhr statt.

Die Tatsache, dass die Veranstaltung am Dienstag, 19. November, eine Kooperation mit der Gedok Wuppertal ist, lässt es bereits erahnen: In Zusammenarbeit mit dem Netzwerk für Künstlerinnen stehen zwei Frauen im Mittelpunkt. Die Schauspielerinnen Julia Wolff und Hanna Werth tragen die „Memoiren zweier Jungvermählter“ vor. Das Duo liest um 19.30 Uhr aus Honoé de Balzacs Briefroman. Das Finale ist Wuppertaler Autoren vorbehalten: Christiane Gibiec, Ingrid Stracke und Matthias Rürup laden zur „3. Werkstatt-Lesung“ ein. Anne Linsel moderiert am Montag, 2. Dezember, ab 19.30 Uhr. Der Eintritt ist an diesem Abend frei.