Dietrich Modersohn spielt seine Klasse auch an der Orgel aus

Der Kurrende-Leiter stellte sich erstmals als Organist vor.

Wuppertal. Pünktlich zum schönen Brauch des Sektempfangs vor dem Beyenburger Konzert der diesjährigen Wuppertaler Orgeltage bricht am Sonntagnachmittag die Sonne durch die Wolken. Und so heiter gestimmt ist auch der Tenor des Konzerts: Dietrich Modersohn zeigt seine Klasse nicht nur als Kurrende-Dirigent, sondern auch an der Orgel.

Dabei wählte er nicht vordergründig Heiteres, sondern Werke mit hohem Anspruch — etwa die weltlichen Lieder von August Nömringer von 1598, die Modersohn mit Rankenwerk schmückt. Wobei er Motive fein absetzt.

Auch der Beitrag von Hans Leo Haßler aus der Turiner Tabulatur und seine wuchtige Toccata enthalten die verzierenden, oft chromatisch ausgerichteten Läufe. Die Fuge dagegen ist zierlich abgesetzt und farbig registriert. Der Schweizer Organist und Komponist Guy Bovet, Jahrgang 1942, hat gar zwölf Tangos für die Orgel geschrieben.

Modersohn spielt drei davon und stellt die Eigenarten der auf alter spanischer Musik basierenden Kompositionen heraus: Er macht die sparsam angedeuteten gregorianischen Themen hörbar, lädt zum Schmunzeln ein, wenn die Orgel zur Jahrmarkt-Drehorgel mutiert, und lässt Staunen, welche Wucht die kleine Beyenburger Orgel im Pleno entfalten kann.

Louis Vierne schließlich liefert eine feingesponnene, melancholische Kantilene aus seiner 3. Sinfonie (1911) und Joseph Jongens Improvisations-Caprice, ebenfalls von 1911 lullt mit meditativen Qualitäten und kapriziösen Wandlungen ein und schafft Ruhe.

Pünktlich weckt Edwin Henry Lemares „Concertstück op. 80“ mit Trompetensignalen. Das Werk verwendet einen musikalischen Gedanken vielfältig, im Spiel anschaulich vorgestellt. Das finale Stück, den Holy Tango III „An Himmelfahrt“ von Oskar Gottlieb Blarr, Jahrgang 1934, hatte Dietrich Modersohn an seiner früheren Wirkungsstätte Saalfeld 2011 uraufgeführt.

In Beyenburg erfahren die Aufwärtsskalen eines Chorals plötzliche Stopps, bevor tiefe Bassregionen eine sanfte Melodie kontrastieren. Modersohn erhält für sein abwechslungsreiches Spiel langen Applaus, der in eine Zugabe mündet.

“ Das nächste Konzert der Wuppertaler Orgeltage findet heute um 20 Uhr in der Stadthalle statt. „Orgel & Blechbläser“ ist der Titel des Programms mit Wolfgang Kläsener und Blechbläsern des Wuppertaler Sinfonieorchesters.