Gigoux-Sammlung: Schräger Blick auf alte Meister

Das Von der Heydt-Museum in Wuppertal zeigt die exquisiten Werke aus der Sammlung des Salonmalers Gigoux.

Wuppertal. Die Namen wecken Vorfreude und Ehrfurcht: Cranach und Tizian, Rembrandt und Rubens, Tiepolo, Goya und Delacroix zeigt das Wuppertaler Von der Heydt-Museum ab Dienstag in seiner Ausstellung „Von Cranach bis Géricault - Die Sammlung Gigoux“.

Diese exquisite Auswahl ist ausgerechnet einem der heute verpönten Salonmaler zu verdanken. „Nach all den Impressionisten zeigen wir ausnahmsweise einen Vertreter des Mainstreams aus dem 19. Jahrhundert“, sagt Museumsdirektor Gerhard Finckh.

Denn im Gegensatz zu den aktuell geschätzten Malern des Lichts war Jean-François Gigoux (1806 - 1894) damals ein Star des Kunstmarktes, vergleichbar mit Gerhard Richter und Neo Rauch heute.

Das lässt sich schon daran ablesen, dass er über Jahrzehnte beim jährlichen Pariser Salon vertreten war. Zu der von gesellschaftlichem Gebrodel umgebenen Kunstmesse wurden zwar um die 5000 Künstler zugelassen, die Impressionisten aber so gut wie nie.

Selbstbewusst setzte sich der Sohn eines Hufschmieds aus Besançon in der Gesellschaft und in seinen Werken in Szene. 1835 reichte er das Monumentalgemälde „Die letzten Augenblicke im Leben des Leonardo da Vinci“ beim Salon ein.

Damit errang der 29-Jährige die Goldmedaille und den Durchbruch — und hat sich am linken Bildrand unter einer Prinz-Eisenherz-Frisur mit ins Bild gesetzt. So findet man ihn im ersten Saal der Ausstellung.

Selbstbewusst war Gigoux auch als Sammler — aus heutiger Sicht seine größere Bedeutung. 500 Gemälde und 3000 Zeichnungen hat er zusammengetragen, um seiner Heimatstadt Besançon ein gut sortiertes Kunstmuseum zu hinterlassen. „Von der Renaissance bis zum 19. Jahrhundert hat er das Beste herausgesucht, was es in der Kunstgeschichte gibt“, sagt Finckh.

Allein fünf Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren (1472—1553) hängen in Wuppertal. Da hat der Renaissance-Meister eine entspannte, leicht laszive „Quellnymphe“ mit einem Hauch von Schleier in die Landschaft gelegt. Sein „Adam“ und seine „Eva“ sind herrliche Gestalten, aber keine Idealfiguren, sondern zeigen Lebensspuren an Händen, Füßen und Gesicht.

Es sind meist nicht die ganz großen, die ganz bekannten Werke, die Gigoux gekauft hat. Doch als Maler hatte er einen scharfen Blick für Qualität. So besticht Giovanni Bellinis „Trunkenheit Noahs“ durch Farbgebung und Plastizität, kann man sich versenken in Tizians Porträt von Pietro Bembo, und bewundert an Rubens’ schlicht gezeichnetem Kinderkopf den meisterlichen Strich.

Zusätzliches Vergnügen bereitet der erstaunlich schräge Blick auf die Kollegen. Der konservative Salonmaler mit guten Verbindungen in die Regierungsetage wählte oft Bilder, die wenig von gediegener Altmeisterei haben. Das fängt an bei der grimmigen Fledermaus, die Dürer zugeschrieben wird, das überrascht bei der Gruselszene von Goyas „Kannibalen menschliche Überreste zeigend“.

Von Eugène Delacroix kaufte er eine witzige Pegasus-Zeichnung: Der sonst so stolze geflügelte Vierbeiner legt eine kapitale Bauchlandung hin. Vom Klassizisten Ingres hängt er das Porträt eines Architekten mit verrutschter Jacke auf.

Das wirkt so modern, dass es fast als Hinweis für die nächste Ausstellung durchgeht: Von April an zeigt das Von der Heydt-Museum „Menschenschlachthaus. Der Erste Weltkrieg in der französischen und deutschen Kunst.“

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