Wuppertal Die Musikhochschule ist gerettet

Der Standort in Wuppertal hätte die Sparpläne des Kölner Mutterhauses nicht überlebt. Doch er geht gestärkt aus dem Streit hervor.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Das war knapp. Der Musikhochschule Wuppertal drohte das Aus — doch nach zweijährigem zähen Ringen und Intervention des Kunsthochschulbeirats NRW steht fest, dass sie erhalten bleibt und sogar gestärkt in die Zukunft geht.

Foto: Anna Schwartz

Grund für die Hängepartie war der allgegenwärtige Sparzwang. Die Musikhochschule Wuppertal heißt schließlich nur bei Wuppertalern so, die offizielle Bezeichnung lautet Hochschule für Musik und Tanz Köln Standort Wuppertal. Die Einsparpläne des Kölner Mutterhauses sahen für Wuppertal nur noch einen rudimentären Studienbetrieb vor — von der künstlerischen Ausbildung wären Workshops und Kurse geblieben. Ansonsten sollten ausschließlich Lehrer ausgebildet werden.

„Das hätte unsere Existenz gefährdet“, sagt Lutz-Werner Hesse, Direktor der Musikhochschule in Wuppertal. „Denn auch die Studenten für Musikpädagogik kommen nur dann, wenn ein künstlerisches Umfeld vorhanden ist.“ Es wären immer mehr Dozentenstellen weggefallen, bis das Haus quasi implodiert wäre.

Hesse wehrte sich, lotete sogar aus, ob seine Hochschule sich nicht von Köln abspalten und mit der Bergischen Uni zusammen gehen könnte — was das Mutterhaus wenig amüsierte. Das Zerwürfnis zwischen Köln und Wuppertal wurde so ernst, dass sich das Wissenschaftsministerium einschaltete und den Kunsthochschulbeirat einberief. Der gründete eine vierköpfige AG Wuppertal, der auch der frühere Wuppertaler Generalmusikdirektor Peter Gülke angehört.

Nach vielen, vielen Gesprächen hat diese AG ein Gutachten erstellt, das der Kunsthochschulbeirat einstimmig verabschiedete — und das weitgehend der Sicht der Wuppertaler folgt. Demnach sollen dem Standort Wuppertal mindestens zehn Prozent der gesamten Kölner Stellen zustehen — das gibt Planungssicherheit, auch wenn ein Dozent ausscheidet. Die nicht immer stark frequentierte künstlerische Bläserausbildung bleibt erhalten, wird aber nach vier Jahren überprüft.

Das Gutachten befürwortet ausdrücklich eine engere Zusammenarbeit mit der Bergischen Universität — sowohl in einer gemeinsamen Ausbildung von Musiklehrern für Schulen und für die an Musikschulen als auch im neuen Profilschwerpunkt. Mit ihm kann Lutz-Werner Hesse das umsetzen, wofür er seit seinem Amtsantritt 2009 wirbt: Wuppertal wird den Performer-Studiengang „Master of Music“ einrichten, als erste Hochschule in Deutschland.

„Die traditionellen Musikhochschulen achten ausschließlich auf künstlerische Exzellenz“, sagt Hesse, „wir wollen aber einen Studiengang anbieten, der sich an die Leute richtet, die nach dem Musikstudium nicht in einem institutionellen Rahmen arbeiten wollen oder können — was faktisch schon viele tun.“ Das heißt, sie studieren ihr Instrument, lernen aber auch andere Musikstile als den klassischen, wie man Konzerte organisiert und ein Ensemble leitet, bekommen kaufmännisches und juristisches Rüstzeug.

Lambert T. Koch, Rektor der Bergischen Universität, freut sich über die Entwicklung: „Die beiden Häuser waren sich schon immer zugetan, jetzt möchten wir systematisch in der Lehre zusammenarbeiten.“ In der Lehramtsausbildung und im Performer-Bereich sieht er gute Chancen für gemeinsame Studiengänge — ganz gleich, ob die Seminare am Grifflenberg oder an der Sedanstraße stattfinden.

Den Start werde die Musikhochschule bestimmen: „Wenn sie das Zeichen gibt, machen wir mit.“ Lutz-Werner Hess hat schon geplant: Er bietet den neuen Performer-Studiengang zum nächsten Wintersemester an.