Don Quichotte: Ein „komischer Kauz“
Am Freitag lernten 500 Kinder die Oper kennen. Die Reihe für kleine Gäste ist ein großer Erfolg.
Barmen. „Don Quichotte ist ein komischer Kauz!“ Annika Boos fällt — im wahrsten Sinne des Wortes — aus der Rolle, als sie im Opernhaus aus dem Nähkästchen plaudert. In ihrem Pedro-Kostüm steht sie auf der Bühne, erzählt lässig, was „Don Quichotte“ so alles erlebt, und wundert sich kein bisschen, dass ihre Mitspieler währenddessen, wie eingefroren, in Warte-position verharren. Boos hat gleich zwei Rollen auf einmal: Die Sängerin spielt mit und ist Pedro, wenn die Oper im Schnelldurchlauf — anhand ausgewählter Szenen — aufgeführt wird, und kommentiert zugleich das Geschehen, wenn sie — äußerst charmant — die Erzählerin gibt.
Zurück zum komischen Kauz also. „Don Quichotte liest gerne Rittergeschichten und glaubt, er sei selbst einer.“ Augenzwinkernd fügt Boos mit Blick auf 1000 Kinderaugen an, dass „ihr sicherlich schon gemerkt habt, dass ich einen Mann spiele, aber eigentlich eine Frau bin. Das ist gar nicht so untypisch in der Oper. Das nennt man dann Hosenrolle.“
Und schon geht’s weiter: Die 500 Zuschauer, die — begleitet von Oma, Opa oder Lehrern — die „Oper am Vormittag“ genießen, lernen erst Don Quichotte (John In Eichen), dann seinen Diener Sancho Pansa (Martin Js. Ohu) und später auch noch die Musiker im Graben kennen. „Hier unten ist das Orchester“, sagt Boos. „Hallo!“, schallt es der Sängerin — und den Sinfonikern — entgegen. Die ersten Neugierigen stehen auf, stützen sich gebannt auf die Rücklehne ihres Vordersitzes und halten den Atem an.
Sieben Monate, nachdem „Der Freischütz“ den Anfang machte, ist mit „Don Quichotte“ die zweite Oper im Rahmen einer neuen Reihe für Kinder zu erleben. Vor allem Martin Js. Ohu geht in seiner Rolle auf. Mit Selbstironie und absetzbarem Eselskopf gibt er den verfressenen Angsthasen, klopft demonstrativ auf sein Bauchpolster, klagt über Hungergefühle und flieht vor den Räubern, die seinen Kumpel Don Quichotte im Schwitzkasten haben. „Kann ich wieder rauskommen?“, fragt er später. Die Antwort spricht für sich: „Jaaaa!“ Am Ende haben wohl auch die jungen Zuschauer Appetit bekommen — Lust auf noch mehr Oper.