Ein besessener Schreiber
Vor 25 Jahren starb der Wuppertaler Schriftsteller Paul Pörtner.
Wuppertal. "Paul Pörtner war trotz seiner Offenheit ein besessener Schreiber. Ich weiß noch, dass mich Klassenkameraden auf ihn aufmerksam machten, als er im Wuppertaler Strandbad Mirke an dem weißen Restaurationstisch saß und kritzelte.
Heute sind es viele Kisten mit Papier, die seine Aufzeichnungen enthalten. Er schrieb, bis ihm der Tod die letzte Möglichkeit nahm." So erinnerte sich Karl Otto Mühl vor 25 Jahren im Nachruf für seinen Freund und Schriftstellerkollegen, der am 16. November 1984 in München gestorben war.
Besessen von der Sprache - das hieß für den 1925 in Elberfeld geborenen Schriftsteller, geradezulustvoll mit den klanglichen und musikalischen Möglichkeiten der Sprache zu experimentieren und zu beschreiben, wie sich das mit ihrem instrumentellen Charakter als Kommunikationsmittel verträgt.
An allen literarischen Genres probierte Pörtner seine ernsten Sprachspiele aus: in geradezu hermetischen Gedichten, in einem Prosaband und zwei Romanen (längst vergriffen), in Theaterstücken, die sich auf die europäische Avantgarde bezogen und schließlich als Verfasser von Hörspielen und so genannten Schallspielstudien für das Radio.
Seine Offenheit ließ ihn den Puls der Zeit immer als einen der ersten spüren. Völlig zu Recht Von der Heydt-Preisträger der Stadt Wuppertal 1967, gelang es ihm zwar nie, sich an die "Spitze" zu schreiben (aber was bedeutet das?), dafür aber immer, wach und kreativ auf die interessantesten Entwicklungen des Betriebs zu antworten.
Als Germanist hat Pörtner mit seiner umfangreichen zweibändigen "Literatur-Revolution 1910-1925" ein Standardwerk zum Expressionismus geschaffen. Ein Exemplar des geplanten dritten Bandes liegt in Druckfahnen im Archiv der Wuppertaler Stadtbibliothek. Dort warten auch noch 25 Jahre nach dem Tod des Elberfelders die "vielen Kisten mit Papier" auf neugierige Verleger. Der 1965 erschienene Roman "Gestern" ist auf jeden Fall eine Neuedition wert. Er spielt auf dem Ölberg rund um Pörtners Elternhaus in der Markomannenstraße.
Wenn sich Elberfeld im kommenden Jahr auf seine 400-jährige Geschichte besinnt, macht dieses Buch bestimmt Epoche.