Musiker Ein knapp 30 Jahre junger Professor mit viel Begeisterung

Lukas Böhm unterrichtet Schlagzeug an der Musikhochschule Wuppertal. Am Sonntag bestreitet er sein Antrittskonzert.

Lukas Böhm ist Professor für klassisches Schlagzeug an der Musikhochschule in Wuppertal.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Er ist viel mit der Bahn unterwegs. Die bringt Lukas Böhm seit Ende 2018 jede Woche nach Wuppertal, wo er Professor für klassisches Schlagzeug an der Musikhochschule ist, zwei Tage unterrichtet. Außerdem ist er seit dem Sommersemester 2019 Professor an der Musikhochschule in Dresden, hat einen Lehrauftrag an der Musikhochschule in Berlin, gibt Konzerte und kümmert sich um Projekte. Das Bahnfahren nutzt er, „um mich zu verwalten“. Im Februar steht der Umzug in Berlin an, wo er Studio und Wohnung zusammenlegt, um mehr üben zu können. „Sehr abwechslungsreich“, nennt der knapp 30-Jährige sein zeitlich eng getaktetes Leben. Am Samstag ist (endlich) Zeit für sein Antrittskonzert in Wuppertal.

Wann genau der gebürtige Flensburger entschied, die Musik zum Beruf zu machen, weiß er nicht mehr. „Das war eigentlich immer klar“, sagt er. Den Weg zum Schlagzeug fand er über das Klavierspiel, das der Achtjährige lernen wollte, weil es „schnell funktioniert und schnell gut klingt“. Sein Lehrer an der Musikschule leitete auch ein Blasorchester, das wiederum keinen Schlagzeuger hatte. Weshalb er seine Klavierschüler für Konzerte „zweckentfremdete“. Lukas gefiel das, „es machte Spaß, die Musik gefiel mir“, erinnert er sich. Richtigen Unterricht nahm er mit 15 Jahren auf, das musikalische Gewicht verlagerte sich langsam Richtung Schlagzeug.

 Lukas startete durch: Er bewarb sich beim Studienseminar Kiel, konnte 2005 dort ein gefördertes Jugendstudium aufnehmen. Die damit verbundene Pendelei beendete er 2008, als er am Internat der Musikhochschule Berlin angenommen wurde. An dieser Hochschule nahm er nach dem Abitur auch das Bachelor-Studium auf, absolvierte gleichzeitig ein dreijähriges Stipendium bei den Berliner Philharmonikern. Etliche Preise, darunter der 1. Preis bei der „Universal Marimba Competition Belgium“ 2017 und der 1. Preis sowie zwei Sonderpreise bei der „19th OSAKA International Music Competition 2018“ in Japan, weiter, erreichte ihn die Ausschreibung für die Professorenstelle am Standort Wuppertal der Hochschule für Musik und Tanz Köln. „Ein Kollege machte mich darauf aufmerksam“, erzählt Böhm. Mit dem gerade bestandenen Master reiste er im Mai 2018 zum Vorspiel an, ohne sich viele Chancen auszurechnen, „da ich zwar Preise, aber nicht viele Erfahrungen mitbrachte“. Er bewarb sich gleichzeitig in Dresden, das „ein ganz anderes Profil hat“. Im Herbst 2018 nahm er in Wuppertal seine Arbeit auf. Die Dresdener Entscheidung fiel erst im Jahr darauf.

Zwei Bewerbungen
und zwei Volltreffer

Sechs abgedichtete Räume im Untergeschoss des Neubautraktes und hundert verschiedene Instrumente – vom klassischen Schlagzeug, über afrikanische Djembés bis hin zu Marimbaphon und verschiedenen Trommeln – stehen den Schlagzeugern in Wuppertal zur Verfügung. An die zehn Studierende werden hier unterrichtet. In Köln gibt es eine Vollzeit-Professur und in Aachen eine Schlagzeugklasse. „Wuppertal ist breit aufgestellt, bietet klassischen Unterricht, Jazz-Vibraphon und Drumset sowie zusätzlich Percussionkurse an“, erklärt der mit Abstand jüngste Professor am Haus.

Böhm genießt es, sowohl künstlerisch als auch pädagogisch arbeiten zu können. Will seine Faszination für einen Instrumentenbereich, der vielfältig, jung und wenig festgelegt sei, viele Gestaltungsmöglichkeiten biete und nie langweilig werde, weitergeben. Etwas von dem, was er selbst umsetze, mit auf den Weg geben. Neue Wege will der Jung-Professor auch bei seinem Antrittskonzert am Samstag gehen, zu dem er Ni Fan, mit der er im kammermusikalischen Projekt „Double Beats“ verbunden ist, nach Wuppertal holt. „Wir spielen vier Stücke, die für uns komponiert wurden, und zwei eigene Arrangements von Werken von Francois Couperin und Louis Daquin.“

Von Wuppertal hat Böhm noch nicht viel gesehen. Er lebt im Hotel, wenn er hier ist. Das wird sich auch nicht so schnell ändern, für die begehrten Professorenstellen hat er auch seine Konzerte mit „Double Beats“ oder Orchestern wie den Berliner Philharmonikern von 150 auf 50 im Jahr reduziert. „Ich wollte ja ursprünglich im Orchester spielen“, sagt er. Klar könne das Pendeln kein Dauerzustand werden, vorerst aber genießt er seine vielen künstlerischen Verpflichtungen.