Eine Ära endet bei der Kantorei

Wolfgang Kläsener leitete letztmals ein Konzert der Kantorei Barmen-Gemarke. Er verlässt die Sänger nach 24 Jahren.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Eine Ära ist mit dem letzten Abonnementskonzert dieser Saison der Kantorei Barmen-Gemarke zu Ende gegangen. Denn nach knapp 24 Jahren hat Wolfgang Kläsener zum Monatsende gekündigt. „Die Stadt Wuppertal dankt ihm“, so Matthias Nocke in seiner an ihn und den Chor gerichteten Rede am Ende des offiziellen Programms. „Die Kantorei ist eine Besonderheit. Ihr Markenkern ist ein hoher künstlerischer Anspruch vor einem stets spirituellen Hintergrund“, betonte der Kulturdezernent. Für die Zukunft wünschte er ihr alles erdenkliche Gute und eine erfolgreiche Reise nach Beer Sheva, Wuppertals israelische Partnerstadt, im Oktober.

Der traditionsreiche Kirchenchor bereitete ihrem künstlerischen Leiter in der Immanuelskirche einen musikalisch herzlichen Abschied. Obwohl sich nicht mehr als 30 Sänger — darunter sechs Männerstimmen — vor der Orgel versammelten, gelang ihnen unter Kläseners umsichtiger Leitung mit und ohne Orgelbegleitung beziehungsweise Klarinettentönen stilvolle Vorträge.

Es waren Gesänge zu den Themen Gerechtigkeit und Frieden wie Magnificat-Vertonungen aus der Barockzeit und der Moderne zu hören, die mit Andre Enthöfers Improvisationen korrespondierten. Mit seiner Klarinette und Bassklarinette kommentierte er einige von ihnen stimmig, darunter „Sonne der Gerechtigkeit“ und die letzte Strophe des Lieds „Gib Frieden, Herr, gib Frieden“ aus dem evangelischen Kirchengesangbuch. Und unter Verwendung eines Sequenzers führte er mit seinen Soloeinlagen bekannte Melodien wie „We shall overcome“ oder Nenas „99 Luftballons“ spannend zu neuen Horizonten.

Bernd Kuschmann, einstiger Publikumsliebling im Wuppertaler Schauspielensemble, begeisterte zwischendurch mit einer erstklassigen Rezitationskunst. Ausschnitte aus Martin Luthers Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ — 30 Thesen gegen die päpstliche Bannandrohungsbulle — deklamierte er hoch spannend, die Textinhalte eindrucksvoll nachzeichnend.

Als Zugabe wurden die Vertonung „Der Herr Zebaoth ist mit uns …“ aus Psalm 46 und der demselben Psalm zugrundeliegenden Lutherchoral „Ein feste Burg ist unser Gott“ schlüssig miteinander kombiniert. Dabei harmonierten Kantorei, Kläsener an der Orgel, Enthöfer und Kuschmann vorzüglich miteinander.

Das überschaubare Publikum hatte sichtbar großen Gefallen an dem außergewöhnlichen Abend und bedankte sich bei allen Beteiligten mit stehenden Ovationen.

Ab 1. August ist Volker Hempfling, Jahrgang 1944, neuer künstlerischer Leiter der Kantorei Barmen-Gemarke. Bis vor drei Jahren war er Chef der Kölner Kantorei, die er 1968 gründete. Er übernimmt alle bereits geplanten Konzerte, Kantate-Gottesdienste und Sonderveranstaltungen. Auch reist er mit nach Israel.