Eine Motivationstrainerin für junge Musiker
Jazz-Fan Melanie Anker liebt die Zusammenarbeit mit Kindern. Sie leitet das jüngste Sax-for-Fun-Ensemble.
Wuppertal. Das Spiel mit der Erfüllung oder Enttäuschung von Erwartungen, an dem der Mensch offenbar großes Vergnügen hat, beherrscht sie in besonderer Weise. Denn wenn Melanie Anker unterrichtet, hat sie es mit jungen Schülern zu tun.
Die wissen auch, dass es ohne Fleiß keinen Preis gibt. "Spätestens, wenn jemand bei den Proben durchhängt, weiß er: ,Ich muss wohl zu Hause mehr üben’", bringt die gebürtige Velberterin, die seit Schulzeiten in Wuppertal lebt, das Thema "motiviertes Lernen" auf den Punkt.
In der Arbeit mit Kindern kennt sie sich bestens aus. Sie ist Lehrkraft an der Musik- und Kunstschule ihrer Geburtsstadt und dem Wuppertaler Nachwuchs bestens bekannt als Leiterin der Sax-for-Fun-Formation Concertino. In den 90er Jahren lernte sie Sax-for-Fun-Gründer Thomas Voigt rund um Pina-Bausch-Aufführungen kennen: "Daraufhin bin ich in das bereits bestehende Saxophon-Quartett eingestiegen."
Nicht nur eine "enge Freundschaft" zu Voigt ("wir haben ein blindes Verständnis füreinander") besteht seitdem, bald darauf übernahm die Musikerin auch das Kinderorchester. Damals waren es sieben Kinder, überwiegend Jungs ("das Saxophon ist ein männliches Instrument"), heute sind es 22, "bestens gemischt und im Alter zwischen sieben und 16Jahren".
Noch immer mit von der Partie ist Kevin. "Als Siebenjähriger startete er bei mir, jetzt ist er 16und spielt im großen Orchester", erzählt Anker, die selbst als Achtjährige mit der Melodica begann: "Mein Vater brachte mir die Noten bei."
Im darauffolgenden Jahr wechselte sie zur Klarinette, später kamen Saxophon und Klavier dazu. "Mein Vater spielte in einer Blaskapelle", sagt sie. "Da bin ich praktisch mit groß geworden." Nebenbei lernte sie dort ihren späteren Mann Erik kennen.
Musik ist ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens, und aus dem fröhlichen Spiel als junges Mädchen wurde rasch eine professionelle Laufbahn. In Wuppertal studierte sie an der Musikhochschule bei keinem Geringeren als Wolfgang Schmidtke. "Als ich zu ihm kam, war ich Klassikerin. Bei ihm lernte ich, im Jazz zu laufen", erinnert sie sich an die Studienjahre. "Außerdem habe ich gelernt, wie wichtig es ist, am Klavier im Unterricht zu lenken und zu leiten."
Die Zusammenarbeit mit Kindern liebt sie. Privat ist Jazzer Jan Garbarek ein Vorbild oder Idol für sie, und die Bandbreite musikalischen Interesses reicht auch bis zum Besuch eines Farin-Urlaub-Konzerts.
Selbst jenseits der Musik beschäftigt sie sich "gerne mit Dingen für Kinder. ,Ice AgeIII’ war der letzte Film, den ich wirklich toll fand." Das Tolle am Nachwuchs sei, dass der "so enthusiastisch" ist. "Kinder nehmen sich etwas vor und machen es auch. Eigentlich muss ich eher bremsen als anspornen." Das ist dann das berühmte Spiel mit der Erfül- lung und Enttäuschung von Erwartungen. Und wie schön das klingen kann, wird gleich bei zwei Konzerten zu hören sein. Auf dem Programm stehen als nächste Herausforderung eine Benefizveranstaltung am 31.Oktober und das Weihnachtskonzert am 29. November.