Magischer Auftritt: Die Sinfoniker verzaubern ihre Gäste mit Klängen
Die städtischen Musiker sind „Klangmagier“ – so hieß auch das Programm, das sie gestern in der Stadthalle präsentierten.
Wuppertal. "Klangmagier" sind im 2. Konzert des Wuppertaler Sinfonieorchesters in der Stadthalle zu Gast. Das gilt einmal für die äußerst klangfarbenprächtigen Werke von Béla Bártok und Anton Bruckner, zum anderen aber auch für das bestens aufgelegte Orchester, das gestern die Magie der Klänge präsentierte und dies heute wiederholen wird.
Dass Bártoks Konzert für zwei Klaviere, Schlagzeug und Orchester 1937 (Quartettfassung) beziehunsgweise 1940 (Orchesterfassung)entstand, mag man kaum glauben - so frisch, anregend und "modern" klingt es. Martin Schacht und Benedikt Clemens, Schlagzeuger aus dem Orchester, liefern sich mit dem Piano-Duo Andreas Grau und Götz Schumacher Wettbewerbe in Sachen Klangfarben-Exotik.
Dabei sind die Schlaginstrumente nicht nur für die farbliche Akzentuierung zuständig, sondern bringen auch melodisches Kolorit ins Spiel, etwa im dritten Tanzsatz, wo das Xylofon mit witzigen Phrasen einleitet, die Streicher mit viel Pizzicati grundieren und die Pauke in den Dialog mit dem Xylofon eintritt. Immer, wenn ein Rhythmus sich Bahn gebrochen hat, wird er gestört - ein Eintauchen und Mitwippen ist keinesfalls möglich.
Versiert ergänzen sich die beiden Pianisten, die gerade noch in der Klavierzyklus-Reihe zu hören waren, mit wechselreichem Spiel. Das swingt und jazzt an manchen Stellen sogar und ist ein pianistisches, in absoluter Übereinstimmung geführtes percussionistisches Feuerwerk. Bewundernswert, wie souverän Toshiyuki Kamioka durch das scheinbare Chaos lotst, es ordnet und regiert.
Einen ganz anderen Klangzauber entfaltet Bruckners dritte Sinfonie in d-Moll. Obwohl die zu hörende dritte Fassung von 1888/1889 von den Wagner-Zitaten der ersten befreit ist, erinnert doch die machtvolle Instrumentierung und die auftrumpfende Heroik an vielen Stellen an das von Bruckner verehrte Vorbild. Das signalartige Trompeten-Solo des ersten Satzes (hervorragend: Cyrill Sandoz) schält sich aus verschwommenen Streicherfiguren und wird herrisch vom Orchester-Unisono beantwortet.
Chef-Dirigent Toshiyuki Kamioka setzt deutliche Zäsuren. In allen Sätzen lässt er den Solopassagen der Instrumentengruppen ohne Spannungsverlust breiten Raum. Klangreich und dynamisch differenziert schreitet ein inniger Choral durch Violinen und Bratschen, ehe ihn Fagotte und Bässe fortsetzen.
Ein wirbelnd-stampfender Tanz ist das Scherzo - wo sich der Dirigent erstmals entspannt zurücklehnt -, den die Bläser mit dem feierlichen Choralthema kontrastieren. Heftig bricht sich das Finale Bahn - mit majestätisch dröhnenden Bläsern, grollenden Pauken und unruhevoll murmelnden wie ausdrucksvoll schwelgenden Streichern. Auch die magischen Bruckner-Klänge verzaubern und begleiten durch den ganzen Tag.