Galerie Epikur: Ein scharfer Blick auf die Realität
In der Galerie Epikur stehen Arbeiten von 16 Künstlern für den „Realismus in der zeitgenössischen Kunst“.
Wuppertal. Realismus in der Kunst - etwas, was sich nur bei den alten Meistern findet? Weit gefehlt. Aller avantgardistischer Strömungen des vergangenen Jahrhunderts zum Trotz ist die künstlerische Auseinandersetzung mit der sichtbaren Realität in der Kunst bis heute aktuell geblieben. Einen Nachweis dafür bringt die Ausstellung "Wagnis Wirklichkeit - Realismus in der zeitgenössischen Kunst" der Galerie Epikur, die Werke von 16 Künstlern zeigt.
Die Exponate weisen sehr unterschiedliche Positionen und Handschriften auf. Deutlich wird dabei, dass die Auseinandersetzung mit der sichtbaren Realität gerade auch durch die Einarbeitung von ironischen Brechungen und optischen Irritationen, durch Mittel wie Reduktion und Überlagerungen ihre ausdrucksstarke Verdichtung erhält.
Werke des Wuppertaler Künstlers Stefan Bräuniger sind erstmals in seiner Heimatstadt zu sehen. Bräuniger zeigt auf seinen Gemälden Blütenköpfe aus der Nahansicht. Großformatig und gestochen scharf wie bei einer Makrofotografie bildet er sie ab. Tatsächlich verwendet er auch Fotografien als Vorlage. "Die Fotografie als Kunstform hat mich aber nie interessiert. Wichtig ist der Malprozess selbst", erklärt er.
Auch Ruth Bussmann geht von Fotografien aus, nimmt in ihren Gemälden aber eine Reduktion der Details vor. Auf einem abstrakten Bildgrund platziert sie menschliche Figuren. Es sind Passanten, vereinzelt und doch miteinander in Beziehung stehend. Dies charakterisiert die Künstlerin durch eine intensive atmosphärische Farbgebung. Meike Zopf verwendet Versatzstücke figürlicher Darstellungen. "Ich bin eine Sammlerin", sagt sie. Auf ein Farbfeld setzt sie deutliche und doch nur teilweise ausgeführte Anklänge der sichtbaren Realität. Es sind Erinnerungsstücke, die sie beziehungsreich zusammenbringt und zu Bedeutungsfeldern verdichtet.
Mit Gregor Gaidas lebensgroßen Kinderfiguren, menschlichen Holzfiguren im Miniaturformat von Cornelia Brader und aus Bleistiften zusammengefügten Alltagsgegenständen von Kerstin Schulz sind auch Skulpturen vertreten. Bei der stattlichen Zahl von 16 Künstlern sieht sich der Besucher mit einer beeindruckenden Vielfalt konfrontiert. Er muss sich anhand von Nummern und einer Liste den Überblick erarbeiten, an welchen verschiedenen Stellen die Arbeiten eines jeden Künstlers zu finden sind. Das ist durchaus mühsam. Und so bleibt der Eindruck, dass eine Straffung dienlich gewesen wäre. Weniger wäre mehr gewesen.