Wuppertal Igor Strawinskys „Pulcinella“: Schüler machen ihre eigene Oper

Gemeinsam mit den Profis vom Opernhaus bringen ab dem 7. März 170 Kinder Igor Strawinskys Pulcinella auf die Bühne.

Foto: Mathias Kehren

Wuppertal. Einmal auf der großen Bühne stehen und mit professionellen Musikern und Tänzern auftreten oder selbst eine Oper mitproduzieren: Dieser Traum wird für 170 Schüler Wahrheit. Sie erarbeiten gemeinsam mit den Profis vom Opernhaus und Sinfonieorchester Igor Strawinskys „Pulcinella“. Im März soll es drei Aufführungen geben. Bis dahin ist aber noch viel zutun. Deshalb schauten sich die Nachwuchskünstler von vier Wuppertaler Schulen gestern ihren Einsatzort an.

In vier Gruppen sind die Schüler der Hauptschule Bernhard Letterhaus und der Grundschulen Liegnitzer Straße, Mercklinghausstraße und Radenberg durchs Opernhaus unterwegs. Sie besuchen einzelne Stationen, um sich mit den Arbeitsbereichen eines Theaters vertraut zu machen.

Im unteren Foyer singt Catriona Morison gerade eine Arie aus Pulcinella. Während einige Kinder auf den Stufen im Eingangsbereich sitzend fasziniert zuhören, können sich andere das Kichern nicht verkneifen. Wann hört man schon mal jemanden so laut singen?

Das ist denn auch eine Frage bei der anschließenden Fragerunde. Wo kommt die Lautstärke her? Auch, wie man sich so viel Text auf italienisch und die unterschiedlichen Melodien merken kann, wollen die kleinen Zuhörer und ihre Lehrer wissen. Schließlich piepst ein kleiner Junge sichtlich verlegen seine Frage: „Können Sie bitte noch mal singen?“ Dieser Bitte kommt Catriona Morison gern nach.

Auf der großen Bühnen geht es derweil um das Thema Sicherheit. Inspizient Klaus Bjarne Kasch weist die Grundschüler vom Radenberg ein, wo der Operngraben ist, dass man nicht zu nahe an den Rand treten darf und was sie sonst noch beachten müssen. Während auf der Bühne die technischen Erklärungen erfolgen, geht es im Kronleuchterfoyer praktisch zu. Hier wird musiziert. Zwei Mitglieder des Sinfonieorchesters spielen etwas vor.

Im kleinen Foyer haben es sich die Klassen 4b und 4c der Grundschule Mercklinghausstraße gemütlich gemacht. Sie sitzen auf dem Fußboden und lauschen den Worten von Regisseurin Kirsten Uttendorf und Bühnenbildner Claus Stump. „Das Tolle an einem Opernhaus ist, dass ganz viele Menschen auf und hinter der Bühne zusammenarbeiten“, erklärt gerade Kirsten Uttendorf.

Zu den Beteiligten an Pulcinella gehören seit einigen Wochen auch die Schüler. Sie erarbeiten in in ihren Klassen oder Arbeitsgemeinschaften Teile für die Produktion. „Es handelt sich um ein partizipatorisches Projekt“, erklärt Opernintendant Berthold Schneider. „Hier ist es nicht so, dass sich ein Regisseur etwas überlegt und die Kinder führen das dann auf. Sondern die Schüler setzen sich mit dem Stück auseinander und entwickeln dann beispielsweise Kostüme oder das Bühnenbild.“

Pulcinella sei eigens deswegen ins Programm aufgenommen worden, um Kindern die Möglichkeit zur Beteiligung zu geben. „Das ist ein großes Lernfeld. Die Schüler lernen, Handlung zu verstehen und ein Projekt über einen längeren Zeitraum gemeinsam durchzuführen.“

Adeline, Kaileena und Klara (alle 9) haben sich schon Gedanken zu den Kostümen gemacht: „In der Schule haben wir uns Kittel angezogen und uns da Kissen drunter gesteckt“, berichten sie. Zudem können sie sich durchaus vorstellen, selbst auf der Bühne zu stehen: „Wir singen und tanzen dann“, meinen die drei. Florian (9) hat schon Bühnenerfahrung. Deshalb darf er beim Abschlusstreffen aller Gruppen einen Testlauf über die Bühne machen. „Ich war schon ein bisschen aufgeregt“, gesteht er anschließend.

Dass die sechs Grundschulklassen und drei Arbeitsgemeinschaften der Hauptschule sich an Pulcinella beteiligen können, haben verschiedene Akteure möglich gemacht. „Die Winzig-Stiftung, Kultur am Vormittag, das Education Team des Orchesters und die Oper haben sich zusammengetan, um das zu ermöglichen“, sagt Intendant Berthold Schneider mit Stolz.

Gut eine Stunde soll die Aufführung von Pulcinella in der Fassung der Schüler dauern. „Eigentlich ist es ein Ballett, aber es kommen auch Opernsänger zum Einsatz“, so Schneider. Noch arbeiten die Schüler-Gruppen getrennt. Doch im Februar werden die Einzelergebnisse zusammengeführt. Premiere ist am 7. März.