Kantate lässt Gedichte klingen
Konzert: Die Kantorei Barmen-Gemarke bringt die „Cantate à trois“ des Komponisten Juan Allende-Blin zur Uraufführung.
Wuppertal. Es gibt viele hochwertige Konzerte in der Immanuelskirche und jetzt steht wieder ein herausragendes Ereignis auf dem Programm: Die "Cantate à trois" wird uraufgeführt. Ersonnen hat das Projekt der Kantorei Barmen-Gemarke Juan Allende-Blin im Auftrag der Kunststiftung NRW. Der knapp 80-jährige Allende-Blin, gebürtig aus Santiago de Chile und in Essen lebend, ist einer der renommiertesten zeitgenössischen Komponisten. Neben seinen kompositorischen Arbeiten beschäftigt er sich mit vergessenen Strömungen neuer Musik des 20. Jahrhunderts, also Futurismus, Dada oder russische Avantgarde.
Auf seiner Suche befasst sich der Musiker mit den Themen "Raum und das Kontinuum von Klängen. Wir benutzen nur eine kleine Auswahl des temperierten Systems mit zwölf Tönen", erklärt er. Inspiriert vom Raum der Immanuelskirche und ihrer "optimalen Orgel" hat er quasi eine "Tonraumerweiterung" komponiert, damit nicht nur der Klang-raum ausgefüllt sei, sondern "Töne im vollen Umfang" zur Geltung gebracht werden. Konkret hat der Komponist für "A trois" drei Texte vertont, nämlich von Paul Celan, Jakob van Hoddis und Robert Desnos. Die drei Gedichte sollen nicht einzeln aufgeführt werden, sondern miteinander eine Polyphonie bilden. "Beim Komponieren wurde mir bewusst, dass diese Poeme erstaunliche gemeinsame Züge zeigten", so Allende-Blin.
"Im Raum zwischen Himmel und Felsenschlünden sammeln sich Geräusche bis zur Unhörbarkeit - nur eine Musik mit gebrochenen Klängen darf es wagen, diese Gedichte zu begleiten." Um diese "gebrochenen Klänge" zu produzieren, lässt der Komponist "versteckte Möglichkeiten" der Instrumente nutzen. "Wer die Orgel nicht schlägt, sondern sozusagen bläst, nutzt ihre feinen Möglichkeiten".
Die etwa 30 Minuten dauernde "Cantate à trois" steht im Zentrum des Konzerts. Sie wird eingerahmt von vier weiteren Werken, darunter "Das Gebet Jonas im Bauche des Walfisches" von Gerd Zacher für Sopran und Orgel sowie "Plateaux" von Klaus Linder für Orgel, Violincello und Schlagzeug.