Wuppertal Komödie: Im Taltontheater weihnachtet es

Stress mit der Familie an den Feiertagen: In der Komödie „Weihnachten auf dem Balkon“ findet sich der Zuschauer schnell wieder.

Foto: Hermann Aldejohann

Wuppertal. Bockige Teenager, engstirnige Großmütter, nervöse Gastgeber, trinkfreudige Männer — das Weihnachtsfest bietet in vielen Familien reichlich Stoff für Reibereien. Gerne wird in der Küche oder auf dem Gang über andere gelästert. Das nimmt Gilles Dyrek in seiner Komödie „Weihnachten auf dem Balkon“ auf, die das Taltontheater passend zur Adventszeit zeigt.

Dyrek verlagert das Geschehen auf die Balkone zweier Nachbarsfamilien. Hierhin ziehen sich die Streithähne zurück, um einmal Luft zu schnappen, um in Ruhe zu reden, eine Zigarette zu rauchen. Das Publikum kennt solche Momente; reichlich Gelächter bekommt das Ensemble für die typischen Begebenheiten.

Das Ensemble muss sich sputen: Denn jeder der sechs Darsteller übernimmt zwei Charaktere. So wird Angela del Vecchio von der strengen, angespannten Mutter der linken Familie rechts zur säuselnden, naiven Tochter, die der Familie völlig überraschend ihren neuen Liebhaber präsentiert — der auch noch gleich heißt wie der vorhergehende. Und sie stellt den ausgebildeten Metzger ihrer Familie als Medizinstudent vor, was für zusätzliche Komplikationen sorgt. Doris Hartmann geifert links als Großmutter über den ihrer Meinung nach völlig fehlgeratenen 16-jährigen Enkel. Rechts streicht sie sich als hochschwangere Mutter erschöpft über den weit gewölbten Bauch und hofft besorgt, dass die Kinder nicht aufwachen.

Als Witzfigur bereichert Moritz Heiermann das Geschehen. Er spielt rechts den zynischen Looser, der alle mit seinen schlechten Witzen nervt. Links wiederum steht er mit hochgezogenen Schultern und muffeligem Gesichtsausdruck als pubertierender Jugendlicher in der Ecke und taut erst auf, als die Katastrophen ihren Gang nehmen. Patrick Schiefer wechselt zwischen kleinem Sohn und besorgtem Vater hin und her, und Michael Hoch torkelt mal als betrunkener Weihnachtsmann über die Bühne, dann wieder versucht er als abgebrühter Geschäftsmann seine neueste Flamme am Handy abzuwimmeln.

Regisseur Jens Kalkhorst konzentriert sich ganz auf die Charaktere. Ein schlichtes Bühnenbild mit den beiden lichtergeschmückten Balkonen samt Schiebetüren und ein paar Sektgläser als Requisiten reichen für dieses Kammerspiel. Ansonsten lässt er die Individuen aufeinander prallen. Und am Schluss gibt es sogar einen Hauch von Happy End.