Konzert: Kamioka als Dirigent und Pianist
Sinfonieorchester startet mit Mozart und Bruckner in die Saison.
Mit Mozart beschloss das Sinfonieorchester die letzte Saison, mit Mozart startete es in die neue. Diesmal stand das A-Dur-Klavierkonzert auf dem Programm, Toshiyuki Kamioka war Solist und Dirigent in einer Person. Optisch gab das einige Unruhe: Die Flucht vom Flügel hin zum Orchester, das eilige Zurechtzupfen der Frackschöße beim Platznehmen auf dem Klavierschemel. Dabei war das Orchester ebenso mit dem Dirigat mit der freien Linken oder einem Nicken des Kopfes zufrieden.
Gottlob übertrug sich die äußere Unrast nicht auf das gemeinsame Spiel. Leicht und duftig gingen Streicher und Bläser das erste Thema des Kopfsatzes an; perlend fügte Kamioka den Klavierpart ein, war aber im Dialog sehr um Schlichtheit und tonale Balance bemüht. Daher dominierte das Klavier nie, diente wie ein weiteres Instrument dem Orchesterklang. Das im Siciliano-Rhythmus schwingende, melancholische "Adagio" profitierte von der schnörkellos vorgetragenen Klavierstimme, von der man sich aber an Solostellen und in Kadenzen stärkere Präsenz gewünscht hätte.
Darauf folgte die siebte Sinfonie in E-Dur von Anton Bruckner. Ein Novum dürfte die Deutung durch Kamioka gewesen sein: Das gut einstündige Opus erweiterte er um 30 Minuten. Das geschieht, wenn man Anweisungen in der Partitur wörtlich nimmt und Wiederholungen auskostet. "Sehr langsam" galt für alle Sätze oder Satzteile, das Scherzo mit dem tänzerischen Trio einmal ausgenommen. Besonders den zweiten Satz, das emotional berührende "Adagio" wies Kamioka mit höchster Eindringlichkeit an. Bruckner hatte es kurz vor Wagners Tod begonnen. In einem Brief an Felix Motte schrieb er: "Einmal war ich sehr traurig; ich dachte mir, lange kann der Meister unmöglich mehr leben, da fiel mir das cis-Moll Adagio ein." So ist dieser Satz eine Totenklage, mit den von Wagner bekannten Tenor-Tuben als Thementrägern. Den übrigen Sätzen taten die zeitlichen Streckungen nicht so gut: Die Einheit zwischen Aufschwingen oder Aussingen und Strukturtransparenz schien nicht immer gewahrt. Dennoch überzeugte Kraft und Intensität des Vortrags. Stehende Ovationen waren der Dank für ein gelungenes Konzert.