Kunstaktion vor Engels-Geburstag Warum die Engelsstatue in Wuppertal schwarz trägt

Das Datum war bewusst gewählt: Einen Tag vor dem 200. Geburtstag von Friedrich Engels hat im Engelsgarten eine Protestaktion stattgefunden, die gleich in zwei Richtungen ging.

Hajo Jahn (l.) und Ulrich Klan neben der verhüllten Engels-Statue.

Foto: Schwartz, Anna (as)

„Schon 2014 haben wir unseren Protest gegen Errichtung und Form der Engelsstatue kundgetan“, erklärt Hajo Jahn, Vorsitzender der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft (ELSG). Obwohl es eine Alternative von Alfred Hrdlicka gab, entschied sich die Stadt, das Geschenk der Volksrepublik China anzunehmen und die Statue aufzustellen. „Es ging ihr vorrangig um Handelsbeziehungen und um chinesische Touristen“, so Jahn. Zusammen mit der ELSG lehnte auch die Armin-T.-Wegner-Gesellschaft die Annahme ab.

Ein schwarzes Tuch mit
chinesischer Schrift

Ihr Vorsitzender Ulrich Klan spielte aus „YunYu“ (Wolke-Regen) der zeitgenössischen Komponistin Tona Scherchen-Hsiao, während als Zeichen des Protestes gegen die herrschenden Zustände in China und dem Umgang mit Friedensaktivisten in Hongkong die 3,80 Meter hohe Statue verhüllt wurde. Zusammen mit anderen Wuppertaler Künstlern entrollte Christian von Grumbkow darüber ein schwarzes Tuch, auf dem auch in chinesischer Schrift zu lesen war: „Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd.“ „Das zielt natürlich auf die momentanen politischen Verhältnisse in China, das keine freie Meinungsäußerung erlaubt“, so Jahn.

„Eilmeldung: Friedrich Engels in Hongkong verhaftet“ beginnt er seine Einführung. „Fiktiv, aber kein Fake. Im heutigen China würde Engels im Gefängnis sitzen. China bezieht sich zwar auf ihn, verstößt aber gegen alles, was seine Überzeugung war.“

Bilder von verschiedenen Dissidenten sind aufgestellt. Darunter auch Liu Xiaobo, der die Charta 08 zum Internationalen Tag der Menschenrechte unterstützte, festgenommen und 2009 zu elf Jahren Haft verurteilt wurde. Dem an Krebs erkrankten Friedensnobelpreisträger wurde eine Behandlung außerhalb Chinas verwehrt, er starb 2017. Herta Müller, Literaturnobelpreisträgerin und Unterstützerin von Liu Xiaobo wurde zitiert und auch Xiaobo kam mit Auszügen aus „Ein verlogenes System durch Wahrheit untergraben“ zu Wort. Bezogen wird sich auf das Geschehen auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989, bei dem, vor allen in den von Xiaobo thematisierten Seitenstraßen, viele Menschen bei der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten starben. „Dem chinesischen Staatsapparat gehe es darum, seine Macht auf Biegen und Brechen zu erhalten, hier geht es ums Brechen“, zitiert Schauspielerin Beate Rüter. Bis heute dürfen die Ereignisse nicht benannt oder untersucht werden.

„Wir protestieren heute für Engels, der für seine Aussagen über den Kapitalismus das Land verlassen musste. Er wäre der Erste, der für Demokratie, Meinungsfreiheit und Menschenrechte eintreten würde“, so Klan. Die Berufung Chinas auf Engels sei ein Missbrauch seinerseits. Die Veranstalter widmen ihre Aktion allen Verfolgten in China. Dabei beziehen sie ausdrücklich das gesamte chinesische Volk mit ein, dem freie Meinungsäußerung verwehrt ist. „Wo bleibt die Stellungnahme der Bundesregierung. Bisher gab es nur Lippenbekenntnisse und keine Taten“ so Jahn. Mit einer Tai Chi Performance von Chun-Hsien Wu und Joachim Cloeters endete die Aktion.